Montag, 23. Dezember 2019

Ich habe dir immer über alles die Wahrheit gesagt: Roman

Ich habe dir immer über alles die Wahrheit gesagt


Klappentext:
Meistens nennt er sie Lilja, wie die Frau des sowjetischen Dichters Wladimir Majakowski. Manchmal auch Sylvia Plath oder Vivienne Haigh-Wood Eliot. Das ist es, worauf ihre Beziehung aufbaut: das Leben in einer Fiktion, in der die Realität keine Rolle spielt. Er kontrolliert sie, und sie kann sich nicht entziehen. Erst spät erkennt sie den Missbrauch in dem Spiel, das sie für die wahre Liebe hält. Aber wie der unerträglichen Situation entkommen? Eine Freundin gibt ihr schließlich die Kraft sich loszusagen und ganz neue Wege einzuschlagen.

Meine Meinung:
Das Buch ist nichts für schwache Nerven. Es geht um Lilja und ihren Partner, gefährliche Psychospielchen und starke Abhängigkeiten. Von Beiden erfährt man den echten Namen während des Lesens nicht. Sie schlüpfen immer wieder in andere Rollen.... sie sind nicht greifbar und bleiben in einer gewissen Distanz für den Leser.
Der Leser wird in eine Welt gestoßen die gefährlich, düster, psychotisch und verwirrend erscheint. 
Der Schreibstil der Autorin lässt es nicht zu längere Pausen beim Lesen zu machen, obwohl man das Buch auch mal aus der Hand legen muss und durchatmen muss, da es stellenweise sehr heftig ist.
Die Rhetorik ist herausragend, nicht zu abgehoben, aber bin in den letzten Winkel einfallsreich. Manchmal war es hart, das Schicksal der Protagonistin zu lesen. Ich hab mit ihr gelitten, gleichzeitig aber nicht verstanden, warum sie nicht einfach geht und ihn zurücklässt.
Letztlich übte dieses Buch einen gewissen Sog aus, so kompliziert es auch teilweise für mich als Leser war und alles in allem war es mal etwas anderes und ein Buch, was mich doch mit vielen Gedanken zurück ließ.

Der Outsider

Der Outsider -Stephen King


Klappentext:
Im Stadtpark von Flint City wird die geschändete Leiche eines elfjährigen Jungen gefunden. Augenzeugenberichte und Tatortspuren deuten unmissverständlich auf einen unbescholtenen Bürger: Terry Maitland, ein allseits beliebter Englischlehrer, zudem Coach der Jugendbaseballmannschaft, verheiratet, zwei kleine Töchter. Detective Ralph Anderson, dessen Sohn von Maitland trainiert wurde, ordnet eine sofortige Festnahme an, die in aller Öffentlichkeit stattfindet. Der Verdächtige kann zwar ein Alibi vorweisen, aber Anderson und der Staatsanwalt verfügen nach der Obduktion über eindeutige DNA-Beweise für das Verbrechen – ein wasserdichter Fall also?

Bei den andauernden Ermittlungen kommen weitere schreckliche Einzelheiten zutage, aber auch immer mehr Ungereimtheiten. Hat der sympathische Coach wirklich zwei Gesichter und ist zu solch unmenschlichen Schandtaten fähig? Wie erklärt es sich, dass er an zwei Orten zugleich war? Mit der wahren, schrecklichen Antwort rechnet schließlich niemand.

Meine Meinung:

Es fängt rasant an, so dass man das Buch nicht aus der Hand legen kann. King porträtiert seine Figuren minuziös und lässt sie aufleben. Ab ca. Seite 400 sind einige Lägen vorhanden und man muss sich Zweingen weiterzulesen, typisch King- alles ins kleinste Detail ausgeschmückt. ABER weiterlesen lohnt sich in jedem Fall!
Im Zentrum des Kriminalromans steht der beliebte Baseballtrainer Terry, der einen kleinen Jungen geschändet und grausam ermordet haben soll. Alle Beweise sprechen gegen ihn. Aber er hat ein wasserdichtes Alibi. Wie lässt sich die Ordnung wieder herstellen? Stephen King hält es mit Sherlock Holmes, der da meinte: „Wenn man alle logischen Lösungen eines Problems eliminiert, ist die unlogische, obwohl unmöglich, unweigerlich richtig“. Und so lässt King seinen Ermittler Andersen durchs Dunkel tappen. Nichts ist so, wie es scheint. Das Grauen wohnt in Castle Rock. 
Gestört hat mich die wirklich schlechte Übersetzung aus dem Englischen. Das nimmt die Freude am Lesen. 
Bei diesem Werk muss ich sagen, dass es unter meinen Erwartungen blieb. Die Entwicklung der Geschichte ist nachvollziehbar und auch spannend, jedoch ist die Peripetie plump und komplett spannungslos. Man will gar nicht glauben, dass es so ausgehen soll. 1000 Seiten Entwicklung dahin, dass es SO beendet wird? Das kennt man besser! Ich war wirklich enttäuscht vom Ende des Buches. Vieles, was im Vorfeld so spannend aufgebaut wurde war plötzlich verpufft.
Alles in Allem ein spannendes Buch mit tollen Charakteren. Wer Mister Mercedes 1-3 mochte wird auch mit Outsider seine Freude haben und es nicht aus der Hand legen können.

4 von 5 Herzen 


Blood Orange - Was sie nicht wissen

Blood Orange - Was sie nicht wissen


Klappentext:
Der erste Mordfall ihrer Karriere verlangt Anwältin Alison alles ab. Umso erstaunlicher ist es, dass sie sich phasenweise nicht im Griff hat, zu viel trinkt und der Affäre mit einem Kollegen kein Ende setzen kann. Doch die gute Ehefrau und Mutter in ihr gewinnt immer wieder die Oberhand. Außerdem will Alison das Schuldeingeständnis ihrer Mandantin nicht anerkennen. Ein untrügliches Gespür sagt ihr, dass die seit Jahren körperlich und seelisch misshandelte Frau ihren Mann nicht erstochen hat. Und so treffen zwei Frauen aufeinander, die etwas gemeinsam haben. Doch sie wissen es nicht. Noch nicht …


Nur noch eine Nacht, dann höre ich auf. Ich beobachte dich. Und weiß, was du tust.
Anwältin Alison hält ihr Leben mühsam zusammen - bis ihr der erste Mordfall völlig den Boden unter den Füßen wegzieht …

Meine Meinung:
Der Prolog des Buches hat mich sehr verwirrt. Ich habe einige Zeit gebraucht in das Buch zu finden und die teilweise sehr verworrenen Zusammenhänge des Prologs zu entwirren. Dies hat meiner Lesefreude leider etwas geschadet. 
Der Plot an sich ist gut durchdacht und es steckt Potential in der Geschichte. Allerdings haben die Banalitäten und Obszönitäten des Buches gestört. Wir lernen Alison kennen, die scheinbar unzufrieden ist und ihren Weg im Leben neu suchen muss. Sie stürzt sich in eine Affäre. Ihr Mann Patrick kümmert sich um die gemeinsame Tochter. Alison scheint den Anschluss an das Familienleben verloren zu haben.  Ihre Karriere ist auf dem Höhepunkt angelangt und der Mordfall den sie lösen soll, zeigt einen narzisstischen und gewalttätigen Ehemann, der seine Frau unterdrückt hat und auch vor seinem Sohn nicht Halt gemacht hat.
Alison als Protagonistin ist kein einfacher Charakter und wurde so dargestellt, dass sie sehr unsympathisch und emotionslos rüberkommt. Diese Antipathie wirkt sich leider auf den Spaß beim Lesen aus.
Die Handlung ist stellenweise vorhersehbar. Am Ende des Buches ergibt der Prolog einen Sinn und der Kreis scheint sich zu schließen. Dennoch habe ich sehr lange an diesem Buch gelesen und wurde von der Spannungen ie man beim Lesen eines Thrillers erwartet, enttäuscht.

3 von 5 Herzen 

Entspannung für Kopfmenschen

Entspannung für Kopfmenschen: Wie Körper und Geist zur Ruhe finden


Klappentext:
Entspannung leicht gemacht – auch für Skeptiker

Endlich einmal wieder richtig abschalten: rationalen Menschen fällt das oft schwer. Die (Atem-)Therapeutin Sonja Panthöfer gibt hilfreiche Denkanstöße, wie man als Kopfmensch eine gute Beziehung zwischen seinem Verstand, seinen Gefühlen und seinen Körperempfindungen aufbauen und damit besser ausruhen kann. Viele Körper- und Mentalübungen helfen beim praktischen Nachempfinden und schulen die Eigenwahrnehmung, die Fähigkeit zum Innehalten sowie den Umgang mit Schmerzen, Ängsten und Konflikten. So lässt sich Erholung, Stabilität und Resilienz aufbauen. Man kann seiner Umwelt auf Augenhöhe begegnen und Stress leichter bewältigen.

Meinung:
Der Klappentext des Buches verspricht nicht zu viel. Beim Lesen habe ich mich an einigen Stellen wiedergefunden und festgestellt, dass ich mehr ein Kopfmensch bin als ich letztlich geglaubt habe.
Die Autorin zeigt auf, dass wir keine Bodenhaftung mehr haben, alles zerdenken und die einfachen Freuden des Lebens gar nicht mehr zu schätzen wissen.
Außerdem beschreibt sie, dass Kopfmenschen nicht einfach loslegen und machen können. Sonja Panthöfer erklärt an einem Beispiel sehr schön, dass Kopfmenschen bei “einfach mal machen” sehr schnell in eine Überforderung geraten und das dann wieder Streß erzeugt. Um dem Streß zu entgehen springt sofort der Abwehrreflex an. Um dieses Problem zu lösen stellt sie Übungen vor, die dabei helfen loszulassen und einfach mal zu machen.
Außerdem betont Panthöfer, dass Ansprüche an das eigene Ich einfach mal heruntergeschraubt werden müssen und man auch mit weniger zufrieden sein kann. Weg vom höher, schneller, weiter- hin zu  ich bin gut so wie ich bin. 
Wichtig war für mich als Leser auch die Erkenntnis, dass Gewohnheiten auf Entscheidungen beruhen und man beides ändern kann um sein Leben gelöster und freier zu leben. 
Ein Buch was zum Nachdenken anregt und das eigene Leben hinterfragt. Wirklich empfehlenswert für Menschen, die sich manchmal selbst im Weg stehen und etwas verändern wollen.

5 von 5 Herzen

Samstag, 23. November 2019

Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihre Türklinke: Wie Mikroben unseren Alltag bestimmen – Neues und Erstaunliches über unsere vielseitigen Mitbewohner

Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihre Türklinke: Wie Mikroben unseren Alltag bestimmen – Neues und Erstaunliches über unsere vielseitigen Mitbewohner


Inhalt:
Schöner wohnen mit Mikroben
Wir können sie nicht sehen und doch leben wir mit Milliarden von ihnen zusammen: Mikroben. Sie bevölkern unser Bad, richten es sich kuschelig in unserem Schlafzimmer ein und lassen es sich in unserer Küche schmecken. Wie wir Bakterien, Viren und Pilze erfolgreich in Schach halten und welche uns und unserer Gesundheit sogar nützen, erzählt die Mikrobiologin Susanne Thiele so fundiert wie unterhaltsam.
Mit vielen Tipps für die richtige Hygiene im Alltag und für ein gesundes Leben mit unseren »Untermietern«.

Meine Meinung:
Wir kennen Mikroben meistens als diese unsichtbaren ekligen Viecher, die uns krank machen. Viele Menschen haben Angst davor und sind davon überzeugt, übertriebene Hygiene kann gar nicht übertrieben genug sein.
Die Wissenschaft ist allerdings schon deutlich weiter, wenn auch erst am Anfang sich damit auseinander zu setzen, dass es vor allem aber viele gutartige Mikroben gibt und was die so tun. Und wie wichtig diese für uns sind.
Es wird anschaulich mit zwei Mitteln gearbeitet: Süße Zeichnungen, wo die Mikroben nette Gesichter haben und vermenschlichte Beschreibungen "sind sehr anhänglich", "machen es sich gemütlich" etc. Das hilft bei der besseren Vorstellung der kleinen Wesen, die ja eigentlich nur kleine Biochemiekraftwerke sind, und ergibt einen lockeren, geradezu knuffigen Schreibstil. Man liest das Buch gerne sofort am Stück durch und erfährt viel Neues aus aktuellen Studien. Vor allem aber auch viel Nützliches für das eigene Leben und viel Nützliches über die kleinen nützlichen Einzeller um uns herum.
Ein unterhaltsamer Schreibstil bringt den Leser unheimlich oft zum Schmunzeln und lässt das doch recht sachliche Thema sehr locker erscheinen. 
Heutzutage werden ja gerne agressive Reiniger aus den Schränken geholt, um alles Mögliche im Haushalt zu desinfizieren und abzutöten. Dabei wird oft vergessen, dass es nicht nur schädliche Bakterien und Kleinstorganismen gibt, sondern auch eine Armee an guten Kerlchen, die unser Immunsystem stimulieren und dafür sorgen, dass wir in dieser vielschichtigen und immer schneller werdenen Welt überhaupt überleben können.Dieses Buch sollte unbedingt von allen Menschen gelesen werde, die Desinfektionsmittel für unverzichtbar halten und immer noch den Aussagen der Werbung vertrauen. Weniger könnte mehr sein und uns gesünder leben lassen.

Trotz alledem

Trotz alledem

Inhalt:
„Trotz alledem“: Hannes Waders Lebensgeschichte ist Arbeiterlied, Folksong und großer deutscher Gesellschaftsroman zugleich, geschrieben vom legendären Songwriter selbst. Kraftvoll, berührend, episch und poetisch wie in seinen Liedern erzählt Hannes Wader, was ihn und seine Musik geprägt hat: Nachkriegszeit auf dem Land, 68er-Jahre in Berlin, Deutscher Herbst, Friedensbewegung, der Kampf für eine gerechtere Welt und der Abschied von Illusionen. Ein Leben unter Frauen und Künstlern, mit Hunden und Pferden, Georges Brassens und Bob Dylan. Dieses Buch ist durch und durch Wader: direkt und aufrichtig, humorvoll, sarkastisch und nachdenklich-kritisch, voller Achtung für alle, die von einer besseren Welt träumen und für sie handeln.

Meine Meinung:
Hannes Wader schreibt seit einem halben Jahrhundert Texte, Songs, sein Leben..... ausdrucksstark und kritisch, fesselnd und emotionsgeladen....
Seine Biographie zeigt das Leben eines Künstlers, eines besonderen Menschens und eines Mannes, der einiges erlebt hat.
Er schreibt von seiner Kindheit mit strengen, fast lieblos wirkenden Eltern. Seine Jugend, als Lehrling- Dekorateur und schließlich lernt er Musiker kennen.... sein Leben bekommt eine ganz neue Wendung. 
Wader trampt durch Europa. Er wird als heimlicher Unterstützer der RAF beschuldigt und mindestens ein Jahrzehnt lang von sogenannten Verfassungsschützern verfolgt und bespitzelt. Seine Lieder, Chansons und Talking-Blues-Stücke werden spitzzüngiger und kommen auf den Index. Das bundesrepublikanische Radio und Fernsehen boykottiert den Barden.Wenn man nun sein Buch liest, in dem kunstvoll persönliche Erlebnisse mit den daraus entstandenen künstlerischen Geschöpfen wie seinen Liedern gleichsam abgeglichen werden, erkennt man deren tiefen inneren Zusammenhang. Man wird schon nach wenigen Seiten ergriffen von dem Gefühl, dass bei ihm die vollendete Wirklichkeit einen schier nicht enden wollenden Schatz an liedgewordenen Erfahrungen und Erlebnissen generiert hat, die uns über so viele Jahrzehnte verzückt haben.
Durch seine aktuellen literarischen Erzählungen werden seine ungezählten musikalisch-poetischen Schilderungen bedeutend plastischer und noch verstehbarer als zuvor.
Das Buch lässt uns viele seiner Inhalte gleichsam in einem eidetischen Zirkel vor Augen haben, in dem wir auch kleine Schritte und Aussagen einfach viel besser verstehen können.

Der Keller

Der Keller 


Inhalt:
Hannah und Heiko sind glücklich verheiratet und freuen sich auf ihr erstes Kind. Da erreicht Hannah der Hilferuf ihres Vaters: Ihre Mutter sei depressiv und selbstmordgefährdet, Hannah möge doch bitte kommen. Trotz ihrer Schwangerschaft fliegt sie in die Toskana, wo ihre Eltern ein Ferienhaus besitzen. Im Flugzeug lernt sie einen charmanten Herrn kennen, und da der Flieger erst am späten Abend in Florenz landet, nimmt sie die Einladung des sympathischen Fremden zu einem Abendessen in seinem Palazzo gerne an. Seitdem gibt es von Hannah kein Lebenszeichen mehr. Ihre Familie ist vollkommen verzweifelt, und auch die Polizei ist ratlos. Denn Hannah ist nicht die letzte junge Frau, die in der Toskana spurlos verschwindet.

Meine Meinung:
Hannah fliegt nach Florenz, um dem Vater bei der Pflege der Mutter zu helfen, doch sie kommt nie dort an. Vater und Ehemann melden sie in beiden Ländern vermisst, doch die Polizei scheint wenig Interesse an der Aufklärung der Vermisstmeldung zu haben. Als in einem abgelegenen Waldstück in den umbrischen Bergen Leichenteile einer Frau gefunden werden, steht die Identität der Toten bald fest: Hannah Gassen.
Doch sie bleibt nicht die einzige Frau, die in der Toskana spurlos verschwindet.
Der Fall von Hannah wird sehr detailliert geschildert und ist spannend aufgebaut. 
Bei den weiteren Vermisstenfällen stehen Planung, Motiv und Durchführung der Taten sowie die psychische Disposition und Entwicklung der Täter im Vordergrund.  Neris Ermittlungen treten dabei wie meist bei Thieslers Büchern in den Hintergrund. Die Psyche und das Vorgehen des Täters werden unheimlich spannend beschrieben.
NEris Familie wird schließlich in den Fall mit hinein gezogen und es kommt zu ungeahnten Wendungen. 
Das Buch ist ein unheimlich guter Thriller. Man denkt beim Lesen was das kann jetzt nicht wahr sein und dann setzt Thiesler immer noch eins drauf. Es bleibt ein durchweg spannendes und fesselndes Buch, das den Leser beeindruckt.


Die Fenster zum Himmel

Die Fenster zum Himmel


Inhalt:
Auf der Suche nach seinem Platz in der Welt fand er die Fenster zum Himmel.

Kastilien, 1474: Eigentlich sollte Hugo de Covarrubias den Wollhandel seines Vaters fortführen. Doch dann wird er Opfer einer List und muss hilflos mit ansehen, wie sein raffgieriger Stiefbruder zum rechtmäßigen Erben erklärt wird. Hugo hingegen wird nach Flandern entsandt. Dort soll er das Handwerk seiner Familie von der Pike auf lernen. Aber auch in der Fremde – weit entfernt von seiner Heimat und seiner geliebten Freundin Berenguela – erwarten ihn nur Niedertracht und Gefahr. Hugo muss letztlich flüchten. Er ahnt nicht, dass seine abenteuerliche Reise über das kalte Neufundland und die afrikanischen Wüsten ihn schließlich zu seiner wahren Bestimmung führen wird.

Meine Meinung:
Wir lernen beim Lesen Hugo kennen, der ein zum einen sympathischer, zum anderen aber auch recht einfach gestrickter Protagonist ist. Ihm widerfährt immer wieder List und Tücke und er scheint aus seinen Fehlern nicht zu lernen. Er flüchtet schließlich vor der Gefahr, der er durch seine Naivität ausgesetzt ist und landet schließlich in Afrika, wo sein Leben wieder einen Sinn zu ergeben scheint.
Der Autor beschreibt alle Szenen sehr bildhaft und ausführlich, teilweise zu detailreich. Die Geschichte hat ihre Längen, lässt sich aber sonst gut lesen und ist verständlich aufgebaut. wer einen typischen historischen Roman erwartet, irrt sich, denn es ist schon fast ein historischer Krimi, den man hier zu lesen bekommt, zumindest teilweise. Das Ende war in meinen Augen sehr vorhersehbar, aber dennoch nicht schlecht. 
All Protagonisten sind klar strukturiert dargestellt und mehr oder weniger sympathisch, je nach Rolle. An sich ein gutes Buch mit einigen Längen.


Samstag, 9. November 2019

Von allen Seiten

Von allen Seiten


Inhalt:
Ben hat die Nase voll von seinem geizigen Vater und seiner psychotischen Mutter. Ihn langweilt sein tristes Leben, nur ab und zu unterbrochen von kurzen Glücksmomenten beim Benzinschnüffeln. Gemeinsam mit seinem älteren Bruder Rikki macht er sich auf die Suche nach einem neuen Leben, nach seinem Leben, und nichts und niemand wird ihn aufhalten. Ziel ist Stavanger, ein paar Kilometer weiter nördlich. Dort lebt sein Onkel Rudi, der sich einen Dreck schert um Recht und Gesetz. Allein das große Geld zählt. Ben und Rikki verlassen ihr Zuhause mit der kleinen Hoffnung auf ein bisschen Glück, doch das Schicksal hat etwas anderes mit ihnen vor.

Meine Meinung:
Die Geschichte der beiden Brüder, die vor sich selbst und ihrer teilweise sehr brutalen und traurigen Lebensgeschichte und auch Familie fliehen ist anfangs interessant. Sie wird intensiv beschrieben und nimmt den Leser mit.
Ich finde es schade, dass Renberg die Charaktere nicht weiter ausbaut und flach beschreiben, ohne wirklich Tiefe und Beweggründe zu beleuchten. Dies hatte ich erwartet und war entsprechend enttäuscht. Nicht nur die Brüder begleiten wir, sondern auch ihren Onkel Rudi, Jan Inge und noch weitere spezielle Charaktere. Dabei wird jede Person mit ihrer individuellen Vergangenheit beleuchtet. Ihre Handlungen werden dafür nachvollziehbarer. Insgesamt war der Sprachstil zu nüchtern und die Handlung flach. Erst die letzten 150 Seiten konnten ich richtig flüssig lesen und der Handlungsstrang war richtig spannend. An sich ist dieser Plot gut nutzbar aber wurde wenig ausgebaut und ist leider sehr flach gehalten. 
Für mich ein Buch, aus dem viel mehr hätte werden können. 

Die Letzten ihrer Art

Die Letzten ihrer Art

Inhalt:
Über Mensch und Tier und das Tier im Menschen: Vom St. Petersburg der Zarenzeit über das Deutschland des Zweiten Weltkriegs bis in ein Norwegen der nahen Zukunft erzählt Maja Lunde von drei Familien, dem Schicksal einer seltenen Pferderasse und vom Kampf gegen das Aussterben der Arten. Ein bewegender Roman über Freiheit und Verantwortung, die große Gemeinschaft der Lebewesen und die alles entscheidende Frage: Reicht ein Menschenleben, um die Welt für alle zu verändern?

Meine Meinung:
Kunde hält in ihren 3. Teil wieder an den drei Zeitebenen fest und beleuchtet das Problem einer aussterbenden Pferderasse im 20. Jahrhundert sehr interessant. 
1883, der Zoologe Michail Alexandrowitsch Kowrow erfährt, dass in der Mongolei noch Urpferde, echte Takhis, leben könnten und startet mit dem Tierfänger Wilhelm Wolff eine Expedition mit dem Ziel, einige Exemplare zu fangen und nach Petersburg zu bringen.
1992 versucht die Tierärztin Karin, Takhis zurück in die Mongolei zu bringen und auszuwildern, weil sie dort ausgestorben sind.
Und 2064 führt Eva mit ihrer Tochter Isa ein karges Leben auf einer norwegischen Farm. Sie versucht, die Letzten Kühe und Takhis über die Runden zu bringen, aber auf der vertrockneten Erde wächst kaum noch Nahrung.
Letztlich gibt sie, wie in den ersten beiden Bänden wieder den versteckten Rat die Arten zu achten und leben zu lassen. 
Der Leser trifft auf Personen aus "Die Geschichte des Wassers", was mich als Leser besonders gefreut hat. Dennoch gab es leider einige Längen und das Thema der Pferde hat mich nicht ganz so interessiert. Dennoch ließ es sich gut lesen und war interessant. Die anderen beiden Bände waren für mich absolute Highlights, weshalb ich vielleicht auch so hohe Erwartungen an dieses Buch hatte. Mit diesen konnte es für mich nicht ganz mithalten. 
Ich freue mich dennoch auf den 4. Band des Klima-Quartetts und hoffe, dass dieser wieder an Band 1 und 2 anknüpfen kann. 

Das Mädchen aus der Severinstraße

Das Mädchen aus der Severinstraße

Inhalt:
Ein Roman über eine große Liebe und ein lebendiges Stück deutsche Zeitgeschichte

Als Sabine Schubert nach dem Tod des Großvaters ihrer Großmutter Maria hilft, das Haus aufzuräumen, kommen unter dem großen, schweren Teppich im Wohnzimmer alte Geldscheine zum Vorschein. Im Keller finden die Frauen Gold und begreifen, dass der Großvater vor langer Zeit ein Vermögen versteckt haben muss. Nur warum? Maria beschleicht eine Ahnung und sie gerät völlig außer sich. Sabine wird klar, dass in der Familiengeschichte erschreckende Lücken aufklaffen. Hat der Großvater in der angesehenen Kölner Metallgussfirma wirklich nur Spielzeug hergestellt? Auch die Großmutter scheint aus ihrer Zeit als berühmtes Fotomodell Einiges zu verschweigen. Damals, Ende der 1930er-Jahre, hieß sie Mary Mer und lernte den jüdischen Fotografen Noah kennen, den sie bis zum heutigen Tag nicht vergessen hat ...

Meine Meinung:
In diesem Buch lernen wir Leser Maria kennen, die in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts lebt und deren Lebensweise wir kennenlernen, die spezieller nicht sein kann, denn Maria ist Fotomodell. Außerdem gibt es die Schnittstelle der Gegenwart- ihre Enkelin Sabine, die über Marias Leben und damit auch ihr Leben recherchiert, um ein Familiengeheimnis aufzudecken. Bei dieser Recherche prallt Sabine- und damit auch der Leser- in eine Zeit in der es nicht nur politisch heiß her ging, unterschiedliche Lebensentwürfe und eine nicht ganz eindeutige Moralvorstellung machten das Leben in dieser Zeit schwierig. 
Marias Lebe war geprägt von Hoffnung, Leid, Enttäuschung und Stärke- letztlich lernen wir eine starke Frau kennen, die aus der gegebenen Situation versucht hat das Beste zu machen. Maria, genannt Mery Me, richtet mit der Verwirklichung ihrer Träume so einiges Unheil an. Die Zeit des 2. Weltkriegs stürzt ihre heile Welt in ein ziemliches Chaos und Maria muss Entscheidungen treffen, die sie ihr ganzes Leben lang verfolgen werden. 
Mit Maria und Sabine wurden dem Buch zwei starke und interessante Charaktere an die Seite gestellt, denen ich mit der Zeit immer näher gekommen bin. Mit ihnen durfte ich viele intensive und eindrückliche Momente erleben.
Durch den bildlichen Schreibstil spielte sich beim Lesen vor meinen Augen durchgehend ein regelrechter Film ab. Und auch das eher langsame Fortschreiten der Handlung trug dazu bei, dass ich mir alles ziemlich gut vorstellen konnte.
Für mich war es ein interessantes Buch mit einigen Längen, was sich jedoch alles in Allem in Grenzen hielt. Eine interessante Familiengeschichte, die mich in ihren Bann zog. 

Die Weizsäckers. Eine deutsche Familie

Die Weizsäckers. Eine deutsche Familie

Inhalt:
Geist und Macht, Glanz und Tragödie: Deutschlands berühmteste Familie

Keine andere Familie hat die deutsche Geschichte der letzten hundert Jahre wohl mehr geprägt als die Weizsäckers. Auf der Grundlage langjähriger Recherchen und zum Teil bisher unbekannter Dokumente zeichnet Hans-Joachim Noack den Weg dieser Familie nach, die exemplarisch für die Höhenflüge und die Abgründe deutscher Eliten stehen. Karl Hugo von Weizsäcker wurde als Ministerpräsident in den Adelsstand erhoben, sein Sohn Ernst als NS-Kriegsverbrecher verurteilt, Carl Friedrich forschte an der deutschen Atombombe und prägte die Friedensbewegung, Bruder Richard wurde zum ersten gesamtdeutschen Bundespräsident. Und Ernst-Ulrich gehört als Präsident des Club of Rome zu den Kämpfern der Öko-Bewegung. Hans-Joachim Noack erkundet die erstaunliche Verbindung von Geist und Macht, von Glanz und Tragik, und erzählt auf diese Weise, wie nebenbei, eine deutsche Geschichte der letzten hundert Jahre.

Meine Meinung:
Ein interessantes Buch über die Geschichte einer Familie, die die letzten 100 Jahre in unserem Land unheimlich großen Einfluss hatte. Vielen ist dies gar nicht bewusst, umso spannender kann das Buch für geschichtlich interessierte Leser sein. 
Besonders engagiert hat sich die Familie im Gemeinwesen und dem Ausbau des Bildungssystems. Diese Prozesse sind unheimlich spannend und wirklich interessant beschrieben, besonders der Einfluss und was bewegt wurde.
Sehr bewegend empfand ich beim Lesen den Familienzusammenhalt und wie die Familie die schweren Zeiten gemeinsam gemeistert hat. Niemand wurde fallen gelassen, im Gegenteil durch diese enge Verbundenheit traten die Weizsäckers stets als Einheit auf und haben sich gegenseitig unterstützt.
Noack schreibt sehr gradlinig, allerdings sind einige Fremdworte enthalten, die den ein oder anderen Leser vielleicht irritieren oder deren Bedeutung nicht jedem geläufig ist. 
Er schreibt sehr kritisch, beleuchtet die Geschichte der Familie von mehreren Seiten und beschreibt alles unheimlich vielschichtig und detailreich. 
Ein interessantes Buch über die Geschichte einer Familie, die einmalig ist und großartiges geleistet hat. 

Mittwoch, 2. Oktober 2019

Deutschland verdummt - Michael Winterhoff

Deutschland verdummt - Michael Winterhoff


Inhalt:
Bildung in Deutschland: eine Katastrophe. Kinder und Gesellschaft nehmen Schaden! Michael Winterhoff redet Klartext, zeigt anhand vieler Beispiele aus seiner langjährigen Praxis als Kinder- und Jugendpsychiater, aber auch aus zahlreichen Rückmeldungen zu seinen Büchern und Vorträgen, was heute in Kitas und Schulen falsch läuft – so falsch, dass in seinen Augen die Zukunft unserer Gesellschaft gefährdet ist. Leidtragende sind für ihn die Kinder, die man quasi sich selbst überlässt. Winterhoff verharrt nicht bei der Bestandsaufnahme und Analyse, er zeigt konkrete Lösungen und Maßnahmen auf und fordert u.a. eine groß angelegte Bildungsoffensive: Weg von Kompetenzorientierung und den unfreiwillig zu Lernbegleitern degradierten Lehrern, hin zu echter Bildung und Pädagogen, die den Kindern wieder ein Gegenüber sein dürfen. Denn nur die Orientierung an Bezugspersonen ermöglicht die Entwicklung von emotionaler und sozialer Psyche.

Meine Meinung:
Da ich selbst im pädagogischen Bereich arbeite war ich unheimlich neugierig und gespannt auf dieses Buch. Was sagt der Autor zu unserem sehr zerklüfteten Bildungssystem?

Ich fand leider einige Ansichten im Buch, die ich hautnah miterleben muss/musste und mit erschrecken beobachte. Mich hat es sehr zum Nachdenken angeregt. Besonders der Gedanke, dass Kinder zu früh digitalisiert werden hat mir Kopfzerbrechen bereitet. Neue Medien in Bildungsangebote einbeziehen und trotzdem de Überblick gehalten....
Die sozioemotionale Unreife, die Bindungsstörungen, die Frustrationsintoleranz haben erkennbar stark zugenommen. Die Ursachenforschung findet sich im Buch. Wenn diese Kinder das Erwachsenenalter erreicht haben, werden sie und ihre Mitbürger mit ihnen große Probleme haben, nicht "verdummt", aber völlig unreif. Leider können wir (bildungs)politische Ideologien kaum beeinflussen, denn wissenschaftliche Erkenntnisse werden von den Politikern stets ignoriert. So wie die Schulexperimente von Theoretikern ausgedacht werden, die keine Ahnung von kindlicher Entwicklung haben.Der Autor berichtet beispielsweise von einem Elterngespräch einer Mutter im Kindergarten. Im Gespräch wird sie vom Erzieher darauf hingewiesen, dass ihre Tochter außergewöhnlich gute Manieren beim Mittagessen zeige. Statt der lobenden Worte folgte jedoch Kritik: das Kind sei zu brav und irgendwie nicht kindgerecht. Der Mutter wurde daher eine therapeutische Verhaltensförderung empfohlen.

Besonders die Eltern soll dieses Buch erreichen und bekommen hilfreiche Ratschläge an die Hand, wie sie das Beste aus der Situation machen und ihrem Kind Orientierung geben können.

Besonders interessant fand ich das letzte Kapitel, indem einige Möglichkeiten genannt werden, um wieder ein Bildungssystem zu erreichen, das die Entwicklung der Kinder und damit auch deren Zukunft fördert. Vieles klingt einleuchtend und rasch umsetzbar.

Samstag, 14. September 2019

Die Gründerzeit

Die Gründerzeit Eva Maria Schnurr & Joachim Mohr

Inhalt:
In Deutschland setzte die Industrialisierung spät ein – und verlief dafür umso rasanter. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts werden aus überschaubaren Manufakturen riesige Fabriken, Weltmarken wie AEG, BASF, Bosch, Krupp oder Siemens entstehen. Unternehmer werden so wichtig wie Politiker, Arbeiterführer zu mächtigen Männern. Die Bevölkerung wächst, der Lebensstandard auch, es gibt mehr Reiche, aber auch ein Millionenheer von Armen, und in der Mittelschicht bildet sich eine bürgerliche Kultur mit eigener Literatur und Architektur heraus. SPIEGEL-Autoren und Historiker zeigen im vorliegenden Buch, wie grundlegend sich Deutschland in der Gründerzeit wandelte – und wie wir dabei zu einer der erfolgreichsten Wirtschaftsnationen der Welt wurden.

Meine Meinung:
Das Buch an sich erzählt sachlich und gut recherchiert von der Industrialisierung in Deutschland. Einige große Konzerne, die auch heute noch einen Namen haben werden in ihrer Gründungsgeschichte beleuchtet. Interessant ist die Entwicklung der Unternehmen, ebenso wie der sozialen Schichten und der daraus wachsenden neuen Lebensmöglichkeiten. Die Entwicklung ist wirklich sehr interessant dargestellt und zeigt eindrucksvoll den Charme aber auch das Risiko seiner Zeit. 
Der Schreibstil ist flüssig zu lesen und die dargestellten Fakten gut nachvollziehbar.
Was mich allerdings stört ist, dass die Texte bzw. Auszüge davon bereits in der Reihe Spiegel Geschichte erschienen sind. Ich denke hier werden einige Leser über die Dopplung staunen und enttäuscht sein. 


Sonntag, 8. September 2019

Roter Hunger: Stalins Krieg gegen die Ukraine

Roter Hunger: Stalins Krieg gegen die Ukraine


Inhalt:
Die umfassende Darstellung eines der größten Menschheitsverbrechen

Der gegenwärtige Konflikt um die Ostukraine und die Krim ist ohne diese historische Last nicht zu verstehen - der erzwungene Hungertod von mehr als drei Millionen Ukrainern 1932 und 1933, Holodomor genannt, war eine der größten Katastrophen des 20. Jahrhunderts. Und sie hat Folgen bis heute – Stalins „Krieg gegen die Ukraine“ hat sich tief im kollektiven Bewusstsein der osteuropäischen Völker verankert.

Pulitzer-Preisträgerin Anne Applebaum vereint in ihrer Darstellung auf eindrückliche Weise die Perspektive der Täter und jene der Opfer: Sie zeigt Stalins Terrorregime gegen die Ukraine, die Umstände der Vernichtungspolitik - und verleiht zugleich den hungernden Ukrainern eine Stimme. Ein gewaltiges Buch, erschütternd und erhellend zugleich.

Meine Meinung:
Anne Applebaum betont in ihrem Buch die politische Dimension der großen Hungerkatastrophe. Dabei betrachtet sie diese nicht isoliert sondern in die russische/sowjetische Geschichte verwoben und erklärt Zusammenhänge aufschlussreich. 
Die Ukraine lieferte bereits den Zaren Lebensmittel. Ihr Volk galt nicht als eigenständig. Zu Beginn der 1920er Jahre machten Lenin und die Bolschewiki zwar einige Zugeständnisse an das Nationalgefühl der Ukrainer, besonders im Bildungswesen und in der Kultur. Doch in Moskau herrschte stets Misstrauen gegenüber den Ukrainern. Nach den Wirren der Revolutions- und Bürgerkriegszeit stand für die Bolschewiki fest, dass die ukrainischen Bauern aufsässig und politisch unzuverlässig seien, dass die Ukraine ausländischen Feinden als Einfallstor nach Russland diene. Wachsamkeit war daher angeraten und ein energisches Vorgehen gegen jegliche Versuche der Ukrainer, die straffe Kontrolle durch Moskau zu lockern oder gar abzuschütteln.
Die Gewaltmaßnahmen und die ausbeuterische Politik des Regimes stürzten die Landwirtschaft in eine schwere Krise. Hunderttausende Bauern wurden deportiert. Den neugegründeten Kolchosen wurden übertrieben hohe Abliefermengen für Getreide und andere Nahrungsmittel auferlegt.
Während der schlechten Ernte 1931 fielen Beschaffungsbrigaden über die Bauern her, um die Versorgung in den Industriezentren zu sichern. Sie raubten alles essbare und das Saatgetreide der Bauern, ohne Rücksicht auf Verluste.
Im Frühjahr 1933, als die Hungerkatastrophe ihren Höhepunkt erreichte, legte der Diktator in einem Brief an den Schriftsteller Michail Scholochow seine Sicht der Dinge mit brutaler Offenheit dar: Die Bauern der Ukraine hätten einen "Krieg gegen die Sowjetmacht" vom Zaun gebrochen; sie seien an ihrem Elend selbst schuld. Seit Anfang 1932 war abzusehen, dass in der Ukraine und anderen Regionen eine Hungersnot drohte. Die Moskauer Führung tat jedoch nichts, um das Unheil abzuwenden. Weder reduzierte sie die Ablieferquoten der Kolchosen, noch schickte sie Lebensmittel in die Hungergebiete. Über den Hunger wurde öffentlich nicht gesprochen. Das Ausland wurde nicht um Hilfe gebeten (anders als bei der Hungersnot von 1921/22). Schließlich wurde die Ukraine abgeriegelt, um die verzweifelten Bauern an der Abwanderung in andere Regionen zu hindern. Stalin war überzeugt davon, dass sich in der Ukraine Bauern und Intellektuelle gegen den Sowjetstaat verschworen hätten. Deshalb führte er in den Jahren des Hungers eine Kampagne gegen alle Kräfte, die als Wortführer des ukrainischen Nationalismus galten.
Applebaum beschreibt die zerrüttete und leidende Gesellschaft eindrucksvoll und schonungslos. Der Leser erhält Einblick in die tiefen Abgründe der damaligen Zeit und ist häufig schockiert.
Sie beschreibt die Sicht der Täter und der Opfer gleichermaßen. Sie schafft es erneut Geschichte und wissenschaftlich fundierte Daten in einen sehr angenehmen zu lesenden Sachbuch unterzubringen. Die Hintergründe zum Holodomor erschrecken auch nach vielen Jahren und werfen ein anderes Licht auf die aktuelle politische Situation in der Ukraine.
Ein unheimlich tiefgründiges und tatsächlich beeindruckendes Sachbuch. 

Schulding von Kanae Minato

Schulding von Kanae Minato



Vier Freunde, ein tragisches Unglück und die Frage nach der Schuld

Fünf Studenten aus Tokio wollen in einem abgelegenen Dorf zusammen ein paar Ferientage verbringen. Einer von ihnen, Hirosawa, kommt bei einem Autounfall auf einer kurvenreichen Bergstraße ums Leben. Drei Jahre später holt das schreckliche Ereignis die ehemaligen Studienkollegen ein. Sie erhalten anonyme Briefe, in denen sie des Mordes an ihrem Freund beschuldigt werden. Raffiniert erzählt die japanische Erfolgsautorin Kanae Minato von den zahlreichen Verkettungen, die zu dem tödlichen Unfall geführt haben, lockt den Leser gekonnt auf falsche Fährten, bis schließlich die tragische Wahrheit ans Licht kommt.

Meine Meinung:
Im Buch lernt der Leser Fukase kennen. Er ist ein eigenartiger Typ, der zurückgezogen lebt und bereits als Kind ein Außenseiter war. Er blickte immer neidisch zu den anderen Kindern, die gemeinsam spielten. Für ihn gab es scheinbar nur seine Bücher....
An der städtischen Universität lernt er Yoshiki Hirowawa kennen, den ersten Jungen in seinem Leben, den er als richtigen Freund bezeichnet. Aber dann kommt es zu dem verhängnisvollen Abend, an dem Hirowawa tödlich verunglückt und fortan müssen Fukase und die anderen drei jungen Männer damit Leben, eine Mitschuld an Hirowawas Tod zu tragen. Denn obwohl er getrunken hatte ließen sie es zu, dass Hirowawa sich ins Auto setzte um einen der Freunde am Bahnhof abzuholen.

Was wirklich geschah weiß niemand, bis alle Beteiligten Jahre später einen Brief erhalten..... der alles ändert.

Der Schreibstil ist ruhig und sachlich, dennoch flüssig zu lesen. Der Klappentext ließ mich eine andere Geschichte erwarten.... was aber der eigentlichen Story nicht geschadet hat.
Szenen werden bunt beschrieben. Auch die Charaktere sind bunt gemischt, vom super Sportler bis zum super Nerd, was mir wirklich sehr gut gefallen hat. Vor allem Fukase fand ich sehr interessant. Er wurde perfekt beschrieben und man konnte sich richtig in seine Lage hineinversetzen. Ein viel zu braver Typ, der alles für seine Mitmenschen tun würde.
Die Namen erschwerten mir das flüssige Lesen etwas. Der Einstieg ins Buch war zunächst holprig, aber dran bleiben lohnt sich in diesem Fall wirklich.

Ein Buch, das Trauer und Schuld unglaublich ruhig und dennoch schwermütig thematisiert und dessen Ende dem Leser den Boden unter den Füßen wegzieht.

4 von 5 Herzen 

Sonntag, 23. Juni 2019

Vegetarisch mit Liebe

Vegetarisch mit Liebe 

Inhalt:
Vegetarische Lieblingsküche

Ausgehend von der Hauptzutat werden hier vegetarische Gerichte gezaubert: Egal ob es sich um einen Bund Karotten vom Bauernmarkt, Äpfel aus dem Garten oder einen Zwei-Kilo-Blumenkohl aus der Ökokiste handelt. Zudem gibt es Tipps, wie man die Speisekammer richtig bestückt, glutenfreie und vegane Optionen sowie Ideen, verschiedene Zutaten raffiniert zu kombinieren. Nicht zuletzt durch seine atemberaubende Gestaltung und den übersichtlichen Aufbau ist "Vegetarisch mit Liebe" die kulinarische Inspirationsquelle, die Sie immer wieder gern zur Hand nehmen werden!

Meine Meinung:
Als fleischloser Esser kenne ich die meisten Rezepte durchaus schon, dennoch konnte dieses Buch mit einigen raffinierten und pfiffigen Rezepten überraschen. 
Die Aufteilung des Buches fand ich besonders interessant und speziell- nicht nach Vorspeise etc. sondern nach dem Gemüse/Obst mit dem gekocht wird. Es sind viele saisonale und bei uns gut zu erwerbende Zutaten enthalten und Rezepte so abgewandelt, dass ein ganz neues Geschmackserlebnis entsteht. 
Die Rezepte sind einfach und kurz beschrieben, die Zubereitungszeit stimmt ungefähr und die benötigten Utensilien lassen sich in jedem normalen Haushalt finden. 
Insgesamt ein Kochbuch, dass mich überzeugen konnte und das ich zukünftig häufiger zum Kochen heranziehen werde. Tolle Rezepte, schöne Aufmachung mit vielen Bebilderungen und eine intuitive Sortierung, die mit einem Übersichts-Register abschließt. Besser geht es kaum, wie ich finde! Demnach ein sehr gelungenes Koch-Buch: 5 Sterne.

In der Kampfzone

In der Kampfzone - Deutschland zwischen Panik, Größenwahn und Selbstverzwergung 

Inhalt:

Im Jahr 2019: Statt 70 Jahre Frieden, Wohlstand und Sicherheit zu feiern, befindet sich die Bundesrepublik in einer Art Ausnahmezustand. Spätestens seit der Ankunft massenweise geflüchteter Migranten wird die Zerrissenheit unserer Gesellschaft deutlich sichtbar. Gültige Übereinkünfte stehen plötzlich infrage, es regieren Instinkte, Stimmungen und Emotionen. Mit dem Blick des politischen Philosophen durchdringt Christian Schüle die typisch deutschen Muster, die der neuen Erregungsspirale zugrunde liegen. »In der Kampfzone« ist ein provozierend-anregender Aufruf zu Vernunft, Einigkeit und Recht und Freiheit.

Meine Meinung:
Der Autor schreibt auf einer überhöht soziologisch gefärbten Metaebene und ist sehr wortgewandt, dennoch braucht der Leser Zeit seine so wunderbar geformten Sätze in die normale Sprache zu übersetzen und deren Sinn zu verstehen. 
Er analysiert aktuelle gesellschaftliche Probleme und wendet dabei seinen Blick von sturen links/rechts Denken ab und versucht den Einzelnen zum Handeln zu ermutigen. Er beschreibt die Massenhysterie und Panikmache in den Medien zu aktuellen Themen wie der Flüchtlingskrise etc. Dabei zeigt er auch, dass die Verunsicherung vor keiner sozialen Schicht und keinem Bildungsgrad halt macht.
Das Buch will wachrütteln und auf die aktuell immer schwieriger werdende gesellschaftliche Lage, mit großer Zerklüftung, aufmerksam machen. 
Leide durch den Schreibstil etwas zu verworren, aber inhaltlich wirklich interessant. Es regt zum Nachdenken an. 

Sozialer Kapitalismus

Sozialer Kapitalismus - ein Manifest gegen den Zerfall unserer Gesellschaft 

Inhalt:
"Der Kapitalismus hat uns zu einer Rottweiler-Gesellschaft gemacht": Der Alarmruf eines weltbekannten Ökonomen

Paul Collier, einer der bedeutendsten Ökonomen unserer Zeit und besonders in Deutschland hochgeschätzt, legt ein Manifest für einen erneuerten Kapitalismus vor. Seine Diagnose: Es geht nicht nur um Verteilung zwischen Arm und Reich, viel gefährlicher ist der neue Riss durch das Fundament unserer Gesellschaft - zwischen den städtischen Metropolen und dem Rest des Landes, zwischen den meist urbanen Eliten und der Mehrheit der Bevölkerung. Eine Ideologie des Einzelnen greift um sich, die auf Selbstbestimmung beharrt, auf Konsum abzielt und sich dabei von der Idee gegenseitiger Verpflichtungen verabschiedet. "Die Rottweiler-Gesellschaft“, so Collier, "verliert den Sinn für sozialen Zusammenhalt" - und in dieses Vakuum stoßen Populisten und Ideologen. Schonungslos und leidenschaftlich verurteilt der konservative Ökonom diese neue soziale und kulturelle Kluft. Und er präsentiert ein sehr persönliches Manifest für einen sozialen Kapitalismus, der auf einer neuen Ethik der Gemeinschaft beruht.
Meine Meinung:
Dieses Buch beschäftigt sich mit einem gesellschaftlich gemachten Grundproblem des Menschen: Kompatibilität von Ethik und Wirtschaft.
Wollen Unternehmen in der freien Wirtschaft wirklich etwas Gutes für ihren Arbeitnehmer tun oder geht es einzig und allein darum die Gewinnspanne zu maximieren und Verluste auszugleichen?
Collier beschäftigt sich kritisch mit dieser Frage. Er zeigt Beispiele von ethnisch "vertretbaren" Unternehmen auf, die mir persönlich nicht immer ganz glaubhaft erscheinen. Gerade seine Schilderungen über Nestle und co. lassen doch so einige Zweifel aufkommen. Natürlich eröffnet die Arbeit in einer Molkerei in einem 3. Welt Land neue Möglichkeiten für den Arbeitnehmer, aber auch wirklich nach europäischen Standards und nicht an die im Land geltenden Arbeitsbedingungen angepasst? Wohl kaum!
Collier beschreibt was uns Bürgern im Alltag begegnet, was unser Bauchgefühl uns längst sagt, genau das schreibt der vielleicht bekannteste Wirtschaftswissenschaftler. Er schreibt es so, dass für jeden Leser auch die großen Zusammenhänge deutlich werden und das jeder kapiert; Wir sind in einer Sackgasse gelandet; so kann es nicht weiter gehen.
Doch eine Lösung für die beschriebenen Probleme kann er nicht vorgeben, denn die muss durch ein Umdenken des Einzelnen herbei geführt werden. Er unterbreitet dennoch konkrete Vorschläge. 
Ein sehr persönliches Manifest, es hält sich nicht lange auf beim oberflächlichen Arm - Reich - Geplänkel, es geht
viel mehr in die Tiefe und ist gerade deshalb viel aussagekräftiger!

Vegetarisch für Einsteiger

Vegetarisch für Einsteiger von Diana Dittmer 

Inhalt:
Das Buch für Feinschmecker, die sich gerne vegetarisch ernähren möchten, aber nur wenig Zeit dafür aufbringen können. Dieses Buch ist der ideale Begleiter für alle, denen die einfach-kreativen Ideen fehlen. Die verlockenden Rezepte sind mit gängigen Zutaten schnell nachzukochen, reizvolle Kombinationsmöglichkeiten garantieren Abwechslung. Ideen für Gerichte zum Mitnehmen und viele Blitzvarianten vervollständigen den Inhalt.

Meine Meinung:
Im Buch werden einfache, leckere Gerichte dargestellt und deren Zubereitung einfach und kurz erklärt. Die Zutaten sind einfach zu bekommen und auch nicht unerschwinglich. Enthalten sind Rezepte für alle Jahreszeiten und mit saisonalen Zutaten. 
Ich persönlich hätte den im Buch enthaltenen Ernährungsplan nicht gebraucht ; er ist allerdings gerade für Einsteiger/ Umsteller wichtig, um Mangelerscheinungen zu vermeiden. 

Gegliedert ist das Buch in:
Snacks & Brotaufstriche (Seite 16 – 33)
Kleine Gericht – Salate – Aufstriche

Blitzrezepte (Seite 34 – 51)
Salate – Aus der Pfanne – Aus dem Topf – Aus dem Wok – Aus dem Backofen

Suppen & Eintöpfe (Seite 52 – 69)
Internationale Rezeptideen – Heimische Küche

Aufläufe & Gratins (Seite 70 – 89)
Mit Gemüse – Mit Hülsenfrüchten – Mit Pasta

Pasta, Reis & Co. (Seite 90 – 107)
Nudelgerichte – Risotto – Pilaw – Couscous


Süsse Verführungen (Seite 108 – 123)
Parfaits – Soufflés – Süße Aufläufe – Crumbles – Süßspeisen

Es ist also für jeden etwas enthalten. Die Zubereitungszeiten sind kurz, was es vor allem im Alltag erleichtert schnell und gesund zu kochen. 

Ein nettes Kochbuch für Einsteiger, die Anregungen und Ideen suchen. 

Sonntag, 2. Juni 2019

Der Schatten

Der Schatten von Petra Hammesfahr 

Inhalt:
Die ehrgeizige Filmproduzentin Stella Helling hat den Halt verloren. Sie trinkt zu viel, verzweifelt an der Behinderung ihres Kindes und an der allgegenwärtigen Schwiegermutter. Stellas einziger Halt ist ihr Mann Heiner, ein Polizeikommissar. Als sie sich ihren größten Erfolg »Der Schatten mit den Mörderaugen« noch einmal anschaut, ist Heiner im Dienst. In der Nacht erwacht sie von einem fürchterlichen Schrei. Am nächsten Morgen ist ihre Schwiegermutter tot und das Baby verschwunden. Und nicht einmal Heiner glaubt seiner Frau, dass in der Nacht ein Filmmonster »der Schatten« leibhaftig im Haus war …

Meine Meinung:
Ein spannender Thriller mit Potential. Durch den Wechsel in zwei Zeitebenen wird die Spannung lange aufrecht gehalten und der Leser an das Buch gefesselt. Unerwartete, genial gestrickte Handlungsfäden spinnend, den Leser immer wieder mit neuen Spuren irritierend, locker mit Übersinnlichem spielend, das sich dann doch wieder nach vielen Seiten als völlig realistisch darstellt, nur um dann wieder von einem neuen Beispiel aus dem Grenzbereich menschlicher Erfahrung abgelöst zu werden, schreibt und treibt sie sich von Seite zu Seite, und versetzt den Leser in eine Spannung, wie man es selten bei Thrillern erlebt.
Der Leser weiß bis zuletzt nicht wie Hammesfahr diesmal auflöst. Er tappt im Dunkeln und wird auf die falsche Spur gelockt. 
Wenig gelungen ist der Klappentext, und m.E. wird viel zu wenig über das verschwundene Baby geredet, egal, ob Mama oder Papa - wem so etwas passiert, kann keinen klaren Gedanken mehr fassen, das gehört mehr hierein.
Toll ist der Titel gewählt und versöhnlich auch der Schluss.
Alles in allem - 3 Sterne für die fast durchgehende Spannung und die Fleißarbeit, soviele Plots und Nebenschauplätze erdacht zu haben (insbesondere, was die Filmbranche angeht).

Alles was ich dir geben will


Alles was ich dir geben will

Inhalt:
Der preisgekrönte Bestseller von der »Königin der literarischen Spannung.« Carlos Ruiz Zafón

»Er hatte den Verdacht, dass sein ganzes Leben auf einer Lüge aufgebaut war.« Als der Schriftsteller Manuel Ortigosa erfährt, dass sein Mann Álvaro bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, eilt er sofort nach Galicien. Dort ist das Unglück passiert. Dort ist die Polizei auffallend schnell dabei, die Akte zu schließen. Dort stellt sich heraus, dass Álvaro ihn seit Jahren getäuscht und ein Doppelleben geführt hat. Doch was suchte Álvaro in jener Nacht auf einer einsamen Landstraße? Zusammen mit einem eigensinnigen Polizisten der Guardía Civil und Álvaros Beichtvater stellt Manuel Nachforschungen an. Eine Suche, die ihn in uralte Klöster und vornehme Herrenhäuser führt. In eine Welt voller eigenwilliger Traditionen – und in die Abgründe einer Familie, für die Ansehen wichtiger ist als das Leben der eigenen Nachkommen.

Meine Meinung:
Das ist einfach großartig. Intelligent und subtil, dabei spannend und voller Emotionen, einfühlsam und mit herausragenden Charakteren: Thriller, Familiendrama, Geschichte einer großen Liebe – das alles und noch viel mehr vereint dieser Roman. 
Der erfolgreiche Schriftsteller Manuel Ortigosa erfährt kurz vor Vollendung eines Romans vom Tod seines Mannes Álvaro. Der Autounfall soll jedoch nicht Barcelona, wohin Álvaro seiner Aussage nach geschäftlich verreisen musste, stattgefunden haben, sondern in der Nähe seiner Familie, mit der er (angeblich) vor einigen Jahren gebrochen hat. Manuel trauert, ist schockiert, wütend - und will die Wahrheit wissen, da Zweifel an einem unglücklichen Unfall bestehen.
Als Leser durchlebt man Manuels Gefühlslagen intensiv mit - Trauer, Wut, Unverständnis, Hilflosigkeit, Hoffnung.... Die detailliert beschriebene Kulisse erzeugte beim Lesen Gänsehautmomente und eine ganz eigene Vorstelung des Handlungsortes. 
Überzeugt hat mich nicht nur der Plot, sondern auch der wirklich gut ausgearbeitete Spannungsbogen, der den Leser einfach an das Buch fesselt und überzeugt. 
Dies ist einer der Best erzählten Spannungsromane der letzten Jahre. Die Autorin vereint erzählerischen Stil, mit faszinierend geschriebenen Gruselszenen und einem Ende, welches begeistert.
Spannung pur, ein tolles setting und Charaktere die bezaubern.

Absolute Leseempfehlung!

Mein Name ist Judith von Martin Horvath

Mein Name ist Judith von Martin Horvath

Inhalt:
Wien in der nahen Zukunft. Seit einem Attentat auf dem Hauptbahnhof ist der Ausnahmezustand zur Regel geworden. Auch die Welt des Autors León Kortner ist aus den Fugen geraten: Bei dem Anschlag sind Frau und Tochter umgekommen, seitdem führt er ein Leben unter Toten. Einsam versucht er einen Roman über die jüdische Familie Klein zu schreiben, die bis zur Flucht vor den Nazis eine Buchhandlung in dem Haus führte, in dem León wohnt. Eines Morgens sitzt ein fremdes Mädchen in einem altmodischen Mantel in seiner Küche. Wer ist diese Judith, die behauptet, dass ihrem Vater der Buchladen gehört?

Meine Meinung:
Martin Horvath beschreibt traumatische Erlebnisse. Die Tochter und die Frau seines Kollegen sterben bei einem Attentat. Erist plötzlich allein und sein Leben leer..... da sitzt unerwartet und völlig überraschend Judith in seinem Wohnzimmer. Doch wie kommt sie da hin und was hat sie mit ihm zu tun????
Schließlich bemerkt der Leser, dass Judith nur in der Phantasie Kortners da ist...... Traumata? Verlust? Angst?  Korkner kämpft gegen das Vergessen und beschreibt sein Leben vor und nach dem Attentat detailreich und malerisch - gleichzeitig aber auch unheimlich emotionsgeladen. 
Für Judiths Familie brach eine Welt zusammen und erschütterte sie bis ins Fundament hinein. Leon
Kortner erlebt, durchlebt nun nach dem eigenen Verlust die gleiche Situation. Dies verbindet und dies
weckt gemeinsame Kräfte.
Ein hochkarätiger Roman, der einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt und zum Nachdenken anregt!!!!

 

Sonntag, 5. Mai 2019

Ich werde fliegen

Ich werde fliegen 


Inhalt:
New York, 90er-Jahre: Lucy Adler ist klug und hinterfragt alles und jeden. Auf dem Basketballplatz ist sie ein Ass. Nichts liebt die 17-Jährige mehr, als mit ihrem Freund Percy Körbe zu werfen und andere Jungs in Matches zu besiegen. Doch in ihrer Schule bringt ihr dieses Talent gar nichts: Angesehen sind dort nur die Mädchen, die mit dem Strom schwimmen, immer perfekt aussehen und am Spielfeldrand die Jungs anfeuern. Lucy dagegen diskutiert mit Percy über französische Existenzialisten und zweifelt alle angeblichen Selbstverständlichkeiten im Leben an. Sie liebt Percy seit einer gefühlten Ewigkeit – und umso mehr schmerzt es sie, dass er zwar alle Gedanken mit ihr teilt, aber stets eine oberflächliche Schulschönheit als Freundin wählt. Wie kann sie ihren Weg in sein Herz finden? Und wie ihren Weg in eine selbstbestimmte Zukunft, in der sie alle Freiheiten hat wie ein Junge, aber trotzdem eine junge Frau bleibt?

Meine Meinung:

Lucy ist eine taffe und freche Persönlichkeit, die sich nicht verbiegen lässt und ihren Weg geht. Leider wird sie im Buch sehr klischeehaft dargestellt und wirkt dadurch einfach nicht mehr authentisch. 
Zudem war ihre Sprache im Buch sehr direkt, teilweise unter der Gürtellinie und die beschrieben sexuellen Handlungen waren einfach erschreckend. Teilweise kam es mir wie eine Vergewaltigung vor. Sicher gab es das auch in den 90er Jahren häufig und muss klar benannt werden, dennoch ist Lucys Umgang damit insgesamt zweifelhaft dargestellt und verstörend.
Ich konnte mich nicht auf die Geschichte einlassen und habe mich dabei erwischt irgendwann nicht mehr zu lesen sondern die Seiten zu überfliegen, was sehr schade ist. Der Plot des Buches ist thematisch wirklich super und wichtig, dennoch habe ich mir eine andere Umsetzung erhofft und mein Lesevergnügen war einfach eingeschränkt. 


Die Krone der Elemente von Matthias Oden

Die Krone der Elemente von Matthias Oden 


Inhalt:
Der Kaiser des ausgedehnten Salenreiches ist alt und wurde schon seit Wochen nicht mehr gesehen. Das Gerücht, er läge im Sterben, verbreitet sich unter den Landesfürsten, die nach mehr Einfluss am Hof streben. Gleichzeitig schürt eine junge Heerführerin den Grenzkonflikt im Westen zwischen Kaiserreich und benachbartem Herzogtum. Niemand ahnt, dass sie in Besitz eines sagenumwobenen Artefakts gelangt ist, mit dessen magischen Kräften sie Natur und Menschen gleichermaßen zu unterwerfen vermag: der Krone der Elemente. Schon bald setzt sie die Macht der Krone rücksichtslos ein, und ein gewaltiger Krieg entbrennt. Ein Krieg, der das Schicksal aller Menschen und das Antlitz der Welt für immer verändern wird …

Meine Meinung:
Matthias Oden konnte mich mit seinem Klappentext direkt fesseln. Das Buch endlich begonnen, konnte ich es kaum zur Seite legen. Obwohl einige Längen im Buch sind - hat es mich so gepackt, dass ich es in zwei Tagen durch hatte. 

Anfangs benötigte ich aufgrund der komplex beschrieben Welt und den detailliert dargestellten Protagonisten etwas Zeit alles zu verstehen. Schließlich tauchte ich so in diese Welt ein, dass ich wirklich traurig war, als das Buch sein Ende fand.  Ich bin schon so auf den zweiten Teil dieser Reihe gespannt. 

Besonders gut fand ich die Darstellung der weiblichen Protagonisten. Anders als in vielen Fantasiebüchern sind sie nicht schwach und abhängig, sondern stark, mutig und unerschrocken!

Ich nenne hier bewusst keine Inhalte, da ich nicht Spoilern möchte. Matthias Oden könnte sich zu einem meiner neuen Lieblingsautoren in diesem Genre entwickeln. Ich bin wirklich gespannt und freue mich schon so sehr auf den zweiten Teil!


Das Ende der Lügen

Das Ende der Lügen von Sara Garn 

Inhalt:
Claire DeWitt ist zurück


Mit Claire DeWitt kehrt eine der überzeugendsten Ermittlerfiguren auf die Krimi-Bühne zurück. Von inneren Dämonen gepeinigt und den Rauschmitteln nicht abgeneigt, dafür aber mit fast schon überirdischem Spürsinn und Kampfgeist ausgestattet, löst sie ihre Fälle mit Bravour. Mal unkonventionell, mal gesetzwidrig, aber stets im Dienste der Wahrheit. In ihrem neuen Fall entgeht Claire DeWitt knapp einem Anschlag. Trotz zahlreicher Blessuren nimmt sie die Verfolgung des Attentäters auf. Nicht die beste Idee, wie sich zeigt.

Meine Meinung:
Auf die Rückkehr von Claire DeWitt habe ich mich sehr gefreut. Leider wurde diese Freude zu Beginn des Buches getrübt. Ich kam einfach nicht in die Geschichte rein und konnte mich nicht aufraffen weiter zu lesen.
Claire DeWitt wird Opfer eines versuchten Mordanschlags und versucht herauszufinden wer es auf sie abgesehen hat. An sich ein interessanter Plot, aber es war einfach so abstrus und spannungslos geschrieben, dass ich dieses Buch wirklich abgebrochen habe und mich Frage, wieso dieser 3. Band so viel schlechter ist als seine Vorgänger, die mich einfach begeistern konnten.

Schade!

Missing- Niemand sagt die ganze Wahrheit

Missing- Niemand sagt die ganze Wahrheit 


Inhalt:
Ein Ort voller Erinnerungen. Ein Ort voller Lügen.

Francesca und Sophie wachsen in einer verschlafenen Kleinstadt am Meer auf. Die beiden sind unzertrennlich, verbringen gemeinsame Abende mit ihrer Clique auf dem alten Pier, trinken Dosenbier und tanzen zu Madonna. Und sie erzählen einander alles. Doch dann verschwindet Sophie eines Nachts spurlos. Zurück bleiben nur ihr Turnschuh am Pier und die Frage nach dem Warum. Achtzehn Jahre später wird dort eine Leiche angespült, und Francesca weiß, dass sie nach Hause zurückkehren und endlich Antworten finden muss. Darauf, was in dieser Nacht wirklich geschah. Denn niemand verschwindet einfach so. Ohne eine Spur. Und vor allem nicht ohne Grund ...

Meine Meinung:

Frankie und Sophie sind beste unzertrennliche Freundinnen, von Kindertagen an. Sie wachsen zusammen auf und teilen alles miteinander. Plötzlich verschwindet Sophie und nichts ist mehr wie es einmal wahr.....

Wir begleiten Frankie, die nach fast 20 Jahren in ihren Heimatort zurückkehrt, da von Sophie etwas angeschwemmt worden sein soll. Alle begegnen ihr Mit Distanz und teilweise recht feindselig und schon bald geschehen Dinge, die so nicht zu erwarten waren. 
Neben Rückblenden werden emotionsgeladene Momente beschrieben in denen Frankie Sophie besonders vermisst. Wir lernen eine starke und zugleich gebrochene Frankie kennen, die versucht endlich hinter das Geheimnis ihrer Freundin zu kommen und damit Frieden zu finden.
Die Autorin beschreibt alles sehr detailliert und unglaublich emotional. Ich musste beim Lesen einige Male schlucken und kurz Pause machen.
Fazit: Spannend, emotional und tragisch 

5 von 5 Sternen 

Die Tochter der Hexe

Die Tochter der Hexe von Paula Brackston


Inhalt:

Bathcomb, England, im Jahr 1628. Fassungslos muss die junge Bess Hawksmith mit ansehen, wie ihre Mutter als Hexe hingerichtet wird. Doch damit nicht genug, die Hexenjäger sind auch hinter ihr selbst her. Verzweifelt vertraut sich Bess dem geheimnisvollen Gideon Masters an, von dem man hinter vorgehaltener Hand munkelt, er sei ein Schwarzmagier. Und tatsächlich zwingt Gideon Bess zu einem dunklen Pakt ... Dorset im Jahr 2007: Bess hat sich in der ruhigen Ortschaft Matravers ein neues Leben aufgebaut. Dank ihrer Kräutermischungen und homöopathischen Heilkünste ist sie bei den Einheimischen hoch angesehen. Keiner ahnt, dass die freundliche, attraktive Frau in Wahrheit eine unsterbliche Hexe ist. Bis Bess eines Tages von den finsteren Mächten ihrer Vergangenheit eingeholt wird.

Meine Meinung:

Der Leser liest die Geschichte von Bess in einer Art Tagebuchform. Anfangs war es etwas verworren und ich brauchte einige Zeit in das Buch hinein zu kommen. Die Zeitsprünge waren etwas irritierend. Wenn man sich daran gewöhnt hat fliegt man aber durch die Seiten und begleitet Bess durch einige aufregende Zeiten. Vor allem wie sie zur Hexe wurde ist sehr gut beschrieben und hat mich gefesselt.
Im Mittelteil gab es einige Längen, die mich dazu brachten das Buch zur Seite zu legen. 
Spannend und berührend ist es, wie Bess versuchte sich ihr Leben in verschiedenen Zeitepochen aufzubauen, nicht aufzufallen und möglichst ohne Furcht leben zu können. 
Schließlich landen wir mit Bess in der Zeit von Jack the Kipper, was mir persönlich am besten gefiel und dem Buch wieder mehr Spannung gab.
Wir springen außerdem in die Zeit der Weltkriege und erfahren viel Leid und Elend.

An sich ein gut geschriebenes Buch, aber durch seine Längen nur 4 Sterne wert.
Band 2 wird sicher bald kommen....


Sonntag, 17. März 2019

Was ist der Mensch?: Störungen des Gehirns und was sie über die menschliche Natur verraten

Was ist der Mensch?: Störungen des Gehirns und was sie über die menschliche Natur verraten - Eric Kandel 


Inhalt:
Was heißt es, Mensch zu sein?
Nobelpreisträger Eric Kandel über die Grundlagen unserer Identität

Was genau geschieht, wenn unser Gehirn nicht mehr „normal“ funktioniert? Wenn es in Unordnung geraten ist, durch Störungen oder Krankheiten wie Alzheimer, Depression oder posttraumatischen Stress? Eric Kandel, einer der weltweit führenden Experten der Gehirn- und Gedächtnisforschung, hat sich in seiner Arbeit immer wieder mit der Frage beschäftigt, inwiefern komplexe menschliche Verhaltensweisen biologische Ursachen haben. In seinem neuen Buch zeigt er an vielen Beispielen, von Angstzuständen bis zur Schizophrenie, von Sucht bis Bipolarität, wie sehr biologische Prozesse unsere Identität prägen. Denn gerade die Störungen, die Abweichungen und Anomalien machen auf beeindruckende Weise sichtbar, was es heißt, Mensch zu sein.



Meine Meinung:


Ein Sachbuch was durch erklärende Bilder, sachlich geschilderte Prozesse im Gehirn und einfache Sprache- verknüpft mit wissenschaftlichen Erklärungen besticht. Selten habe ich ein so interessantes und gleichzeitig gut formuliertes Sachbuch zum Thema Hirn und Störungsbilder des Menschen gelesen. Berufsbedingt beschäftige ich mich mit dieser Thematik und muss sagen ich werde Kandel meinen Kollegen empfehlen.
Kandel erklärt unheimlich interessant und dennoch gut verständlich die Genetik und den Zusammenhang von wissenschaftlichen neuen Erkenntnissen mit Störungsbildern des Menschen.
Besonders treffend fand ich seine Beschreibungen, die aus dem Leben gegriffen sind und auf seinem Erfahrungsschatz beruhen. 
Er weiß zu lehren und den Leser/die Leserin bei der Stange zu halten. Indem er einige (eher bekannte) Krankheiten, wie Autismus, bipolare Störung, Depression, Schizophrenie, Demenz, Parkinson und Huntington beschreibt, zeigt er dem Leser, wie Forschung funktioniert. Er weckt das Interesse des Lesers und erklärt eindrucksvoll Zusammenhänge, die man zwar schon mal kurz gelesen oder gehört hat, jedoch tiefer, verständlicher und wesentlich bleibender.

Die Frauen von Troja-Töchter des Meeres

Die Frauen von Troja-Töchter des Meeres - Emily Hauser 

Inhalt:
Vor dreitausend Jahren tobte ein Krieg, der die damalige Welt in ihren Grundfesten erschütterte: Der Trojanische Krieg hat viele Helden hervorgebracht. Hier erzählen die Frauen von Troja die Legende aus ihrer Sicht.
Dies ist die Geschichte von Atalante. Das junge selbstbewusste Mädchen ist eine geschickte Jägerin und schnelle Läuferin. Als Mann verkleidet gelingt es ihr, sich Jason und den Argonauten anzuschließen. Gemeinsam mit ihnen begibt sie sich auf eine lange Reise auf der Suche nach dem Goldenen Vlies, dem magische Kräfte nachgesagt werden. Als Jason jedoch hinter Atalantes Täuschung kommt, will er sie töten lassen. Doch Hippomenes rettet Atalante. Fortan sind beide untrennbar miteinander verbunden ...

Meine Meinung:

Ich habe den ersten Band der Reihe gelesen und war einfach so positiv überrascht, dass ich wissen musste wie es weiter geht. 
Normalerweise lese ich eher historische Romane, die sich um die Königshäuser, Kaiser und die Weltkriege drehen, trotzdem konnte das Buch mich packen und in seinen Bann ziehen. 
Atalanta ist die Protagonistin dieses Buches. Sie ist anders als die Frauen aus dem ersten Band - was mich beeindruckt hat, denn sie ist mutig und kämpft und nimmt ihr Schicksal in die Hand. 
Sie sollte auf einem Berg als Opfer sterben, doch alles kam anders und sie wurde eine wunderbar mutige Frau, die ihre Wurzeln sucht und auf eine abenteuerliche Reise geht. 
Emily Hauser schafft es die Welt von damals aufleben zu lassen und der Leser taucht völlig ab. Er fühlt und fiebert mit Atalanta und ist ihr nah. Die wunderbar bildhaften und unglaublich authentischen Beschreibungen erleichtern es sich in diese Zeit hineinzuversetzen, die uns so gar nicht mehr vertraut ist. Ihr Schreibstil ist fesselnd, packend, bildhaft und klar. 
Gerade für Leser, die Angst vor alten Schriften oder verworrenen historischen Romanen haben ist dieses Buch sehr zu empfehlen. Ich bin sehr auf den dritten Band dieser Reihe gespannt. 

Gewünscht hätte ich mir etwas mehr über die Mythologie und die Göttersagen zu erfahren. 

Neujahr von Juli Zeh

Neujahr von Juli Zeh 


Inhalt:
Lanzarote, am Neujahrsmorgen: Henning sitzt auf dem Fahrrad und will den Steilaufstieg nach Femés bezwingen. Seine Ausrüstung ist miserabel, das Rad zu schwer, Proviant nicht vorhanden. Während er gegen Wind und Steigung kämpft, lässt er seine Lebenssituation Revue passsieren. Eigentlich ist alles in bester Ordnung. Er hat zwei gesunde Kinder und einen passablen Job. Mit seiner Frau Theresa praktiziert er ein modernes, aufgeklärtes Familienmodell, bei dem sich die Eheleute in gleichem Maße um die Familie kümmern. Aber Henning geht es schlecht. Er lebt in einem Zustand permanenter Überforderung. Familienernährer, Ehemann, Vater – in keiner Rolle findet er sich wieder. Seit Geburt seiner Tochter leidet er unter Angstzuständen und Panikattacken, die ihn regelmäßig heimsuchen wie ein Dämon. Als Henning schließlich völlig erschöpft den Pass erreicht, trifft ihn die Erkenntnis wie ein Schlag: Er war als Kind schon einmal hier in Femés. Damals hatte sich etwas Schreckliches zugetragen - etwas so Schreckliches, dass er es bis heute verdrängt hat, weggesperrt irgendwo in den Tiefen seines Wesens. Jetzt aber stürzen die Erinnerungen auf ihn ein, und er begreift: Was seinerzeit geschah, verfolgt ihn bis heute.

Meine Meinung:
Juli Zeh hat wie immer einen gewaltigen Roman geschrieben. Sie schildert Kindheitstraumata, die Einfluss auf das Erwachsenenleben und die Psyche des Menschen. Dabei verflechtet sie die menschlichen Abgründe, Macht, Hilflosigkeit, psychische Krankheit und die Gesellschaftsform eindrucksvoll und schildert die Nöte und Ängste vieler Menschen in unserem gesellschaftlichen Hamsterrad.  Immer höher, schneller, weiter, besser als alle Anderen, doch zu welchem Preis? Das schildert Juli Zeh eindrucksvoll und zugleich tief berührend, nicht zuletzt durch ihren grandiosen Schreibstil und die klar beschriebenen Protagonisten.
Letztendlich besinnt sie den Leser dazu auf seine eigene psychische Gesundheit zu achten und achtsam mit sich selbst umzugehen. 

Eine Meinung zu diesem Buch zu schreiben, die nichts vom Inhalt verrät ist schwer. Ich kann so viel sagen: Das Buch regt zum Nachdenken an und bleibt unheimlich lange im Kopf des Lesers. Es ist durchaus keine leichte Lektüre und sollte nur von Menschen gelesen werden, die sich nicht gerade in einer psychischen Krise befinden. Es ist unheimlich verstörend und zeitgleich außergewöhnlich. Juli Zeh trifft ein brisantes Thema und beschreibt es dermaßen treffend. Einfach ein Buch, was nachhaltig wirkt. 

Donnerstag, 21. Februar 2019

Fingerspiele: Klassiker und neue Ideen für Babys und Kleinkinder

Fingerspiele: Klassiker und neue Ideen für Babys und Kleinkinder


Inhalt:
»Das ist der Daumen, der schüttelt die Pflaumen ...« – ein Fingerspiel, das jeder aus seiner Kindheit kennt. Das geschickte Verbinden von Reimen und Fingerbewegungen fasziniert jedes Kind. Bernd Brucker weiß, wie viel Spaß die Kleinen dabei haben können, und hat neue und klassische Varianten zusammengestellt.

Meine Meinung:
In dem Buch sind einige schöne Fingerspiele enthalten, die ich als Kind der 90er Jahre kenne und geliebt habe. Ich freue mich diese an die Kleinen weitergeben zu können.
Dieses Taschenbuch enthält nach einer Einführung eine Auflistung vieler verschiedener Fingerspiele. Natürlich sind es viel zu viele, um sie alle auswendig zu können und beim Spielen aus dem Buch zu lesen kann auch nicht Ziel eines Fingerspiels sein. Daher suche ich mir einfach einzelne Spiele raus, die ich dann auch ohne Buch spielen kann. Schön ist auch, dass sowohl Finger-, Krabbel- und Aktionsspiele im Buch sind, so ist für jedes Alter etwas dabei.
Pädagogisch wertvoll, didaktisch gut aufbereitet und kreativ umgesetzt!
Einziger Nachteil: Durch die dünnen Seiten sollte man es nicht im Kreis von 10-25 Kindern einsetzen. Das Buch überlebt hier nicht lange.

Aufbruch zum Mond- Neil Armstrong

Aufbruch zum Mond- Neil Armstrong 

Inhalt:
Am 21. Juli 1969 hält die Welt den Atem an: Neil Armstrong setzt als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond. So berühmt Armstrong dadurch wurde, so wortkarg und scheu trat er in der Öffentlichkeit auf. James Hansen gewährte er erstmals exklusiven Zugang zu privaten Dokumenten und persönlichen Quellen. Von Armstrongs Kindheit bis zum unfassbaren Ruhm durch die Apollo-11-Mission und Armstrongs Beteiligung an der Untersuchung der Challenger-Katastrophe - First Man erzählt das Leben eines Mannes, dessen "kleiner Schritt" Geschichte schrieb.

Meine Meinung:
Durch den Trailer zum Film bin ich auf das eigentliche Buch aufmerksam geworden. Das Buch unterscheidet sich jedoch stark vom Film, so dass man getrost beide Medien nutzen kann.
Der Leser erfährt viel über den Menschen Neil, der sich der Raumfahrt geopfert hat und dessen Familie ganz schön auf der Strecke blieb. Was ist aus ihnen und Neil geworden? Wir erfahren einige Hintergründe, die bisher so in den Medien nicht aufgetaucht sind. 
Außerdem lernt er einen ganz anderen Neil kennen, als den der in den Medien zum Star wurde - einen schüchternen, introvertierten und zurückgezogenen Mann.
Als Laie konnte ich die Stellen, die sehr raumfahrtlastig waren gut nachvollziehen und vom Schreibstil her lies es sich flüssig lesen.
Die beschriebenen Personen fand ich sehr authentisch und sympathisch beschrieben. Gerade Neil machte einen tollen Eindruck. Es werden aber auch sonst noch so einige Persönlichkeiten erwähnt, was mir sehr gefallen hat.

Wer Biografien mag und  sich mit einem Menschen auseinandersetzen möchte, der wirklich Großes geleistet hat, den man aber so gar nicht kennt- der wird begeistert sein!
Eine der besten Biografien, die ich lesen habe. 

Keine Angst ist auch eine Lösung von Lange und Jauer

Keine Angst ist auch eine Lösung von Lange und Jauer 

Inhalt:
Alexa Hennig von Lange und Marcus Jauer ergründen Ängste, die jeder kennt, indem sie sich ihren eigenen Ängsten stellen: Nichts Besonderes zu sein, gefeuert, verlassen oder kritisiert zu werden. Zu versagen oder sich selbst zu verlieren. Flugangst, Hypochondrie, Zukunftsangst – auf der Suche nach Ursachen durchforsten die Autoren in abwechselnden Kapiteln ihre Kindheit und nehmen Schlüsselmomente ihres Lebens in den Blick. Charmant und selbstironisch fördert das Ehepaar universale Ängste, soziale Phobien und hartnäckige Sorgen zutage, um zu verstehen, wie Angst unseren Alltag, unser Handeln, unsere Beziehungen bestimmt, und um davon frei zu werden. In ihren Geschichten steckt die optimistische Überzeugung, dass wir unseren Gefühlen nicht hilflos ausgeliefert sind. Wenn einem die eigene Paranoia das Leben ruiniert - warum nicht entscheiden, dass es reicht? Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zu mehr Vertrauen und Mut. Und vor allem zu mehr Humor. Ein Buch für Frauen und für Männer, denen die eigenen Ängste und die des anderen bisher ein Rätsel waren.

Meine Meinung:
Man sollte vor dem Lesen wissen, dass es sich um keinen psychologischen Ratgeber handelt, sondern eine lustig dargestellte Situationsbeschreibung, die den Leser zum Schmunzeln und Lachen bringt.

Es werden 32 Situationen beschrieben, in denen man Ängsten begegnet und wie man sich ihnen im Alltag stellen muss. Herrlich ironisch werden diese beschrieben und haben mich stellenweise sehr zum Schmunzeln gebracht. Wirklich humorvoll und trotzdem ist ein Quäntchen Selbsterkenntnis vorhanden. 
Die für mich wichtigste Aussage dieses Buchs ist, dass Ängste uns alle durch unser Leben von Kindheit an begleiten. Und der einzige sichere Weg sie zu bekämpfen ist nun mal sie bewusst wahrzunehmen und sie als einen Indikator dafür anzusehen, etwas in seinem Leben zu verändern und sich einfach mal zu fragen „Was passiert, wenn man keine Angst mehr hat?“.

Absolut lesenswert, humorvoll, abwechslungsreich und ironisch!

Traum des Lebens von Jeffrey Archer

Traum des Lebens von Jeffrey Archer 

Inhalt:
1968: Am Hafen von Leningrad müssen der junge Alexander Karpenko und seine Mutter auf der Flucht vor dem KGB entscheiden, auf welches Schiff sie sich als blinde Passagiere schleichen. Eines fährt nach Großbritannien, eines in die USA. Der Wurf einer Münze soll das Schicksal von Alexander und Elena besiegeln ... Über eine Zeitspanne von dreißig Jahren und auf zwei Kontinenten entfaltet sich in Jeffrey Archers neuem Roman eine Geschichte von einmaliger Spannung und Dramatik - eine Geschichte, die man nicht wieder vergisst.

Meine Meinung:
Zunächst: Ich liebe die Cliffton-Saga und habe die Bücher um Kain und Abel verschlungen, daher ging ich wahrscheinlich mit einer zu großen Erwartung an dieses Buch heran.
Die Geschichte um Mutter und Sohn auf verschiedenen Kontinenten hat mich sehr verwirrt. Ich konnte irgendwann einfach nicht mehr folgen wer mit wem und wann was gemacht hat und welches Restaurant wem gehört und welcher Nachkomme nun zu wem....
Leider fand ich es auch unheimlich langatmig und hatte beim Lesen das Gefühl auf der Stelle zu treten.
Außerdem hatte ich as Gefühl es geht in dem Buch um gleiche Themen wie in den oben erwähnten Reihen und der liebe Herr Archer verfolgt immer ein und den selben Plot. Arm und Reich- von der Unterschicht in die Oberschicht, immer mit Banken und Politik und immer auf den gleichen Kontinenten. 
Ich habe das Buch schließlich abgebrochen, da ich mich einfach nicht hinein gefunden habe. 

Die vergessene Burg von Susann Goga

Die vergessene Burg von Susann Goga


Inhalt:
1868. Paula Cooper führt ein zurückgezogenes Leben, bis sie einen unerwarteten Brief erhält. Ihr schwer kranker Onkel Rudy bittet eindringlich um ihren Besuch – im fernen Bonn. Voller Neugier reist Paula von England an den Rhein. Fasziniert von der malerischen Landschaft entdeckt sie eine fremde Welt und lernt den Fotografen Benjamin Trevor kennen. Aber sie ahnt, dass ihr Onkel etwas verheimlicht, und auch die Widersprüche um das Schicksal ihres verstorbenen Vaters mehren sich. Welcher dunklen Wahrheit über ihre Familie muss sich Paula stellen?

Meine Meinung:
Die historischen Romane von Susann Goga konnten mich bisher alle einfach nur begeistern. Auch mit diesem Buch schaffte sie es mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Der Leser wird an den Mittelrhein gebracht, rund um Bonn und Rüdesheim. Er lernt Paula kennen und ihren wirklich bezaubernden Onkel, den ich als Protagonist sehr mochte und seine Art sehr schätze. Ich war wirklich traurig als er im Verlauf der Handlung starb. 
Paula ist ebenfalls eine starke, kluge und spannend dargestellte Frau, die in diesem Zeitalter ihren Weg erstaunlich geradlinig geht. Sie geht von England nach Bonn um nach über 30 Jahren dem Geheimnis ihrer Familie auf die Spur zu kommen. 

Das Buch liest sich klasse, angepasste Sprache an die Zeit im 19. Jahrhundert, Brief- und Perspektivwechsel lockern das Ganze unheimlich gut auf und lassen einen ganzheitlichen Blick auf die Dinge entstehen. 

Vor allem das Ende ist unheimlich spannend und bewegend. Ich habe mit einem anderen Ende gerechnet und war überrascht und zeitgleich irgendwie zufrieden.

Das Buch packt und fesselt, entführt in das 19. Jahrhundert und zeigt den Weg einer starken Frau, der nicht immer einfach ist. Einfach grandios. 

Donnerstag, 24. Januar 2019

Die Frauen am Fluss von Katherine Webb

Die Frauen am Fluss von Katherine Webb 


England, 1922. Zuerst stellt die Ankunft der Londonerin Irene die Ordnung des idyllischen Dorfes Slaughterford auf eine harte Probe. Kurz darauf geschieht ein brutaler Mord. Der Tote ist ein angesehener Gutsherr – und Irenes Mann. Gemeinsam mit dem Stallmädchen Pudding begibt sich Irene auf die Suche nach der Wahrheit. Die Spuren führen das ungleiche Paar tief in die angrenzenden Wälder und zu einer Liebe, die nicht sein durfte und ein ganzes Dorf schuldig werden ließ.

Der Prolog dieser Neuerscheinung aus der Feder von Katherine Webb erzählt von einem Mord im Jahre 1922, der die Gemüter der Landbevölkerung im idyllischen Slaughterford erschüttert. Erst nach und nach, in behutsamen Rückblenden, werden Motive und Hintergründe dieses Ereignis beleuchtet und dem Leser die Verbindung dieser schrecklichen Tat zur Gegenwart offenbart. Dieses Buch liest sich sehr schön und leicht und man bleibt gerne dran. Die verschiedenen Frauenschicksale zeigen die gesellschaftliche Ordnung des damaligen Englands auf, die Normen und herrschenden Vorurteile. Beim Lesen stellt man zwangsläufig fest, wie hoch die (Mit-)Schuld der Gesellschaft an gewissen Dingen zu bewerten ist.
Abwechselnd wird aus den Perspektiven der Protagonistinnen berichtet, so ist man immer nah dran an ihren Gedanken und Empfindungen, man fühlt und leidet mit. Und man ermittelt mit, denn die Suche nach dem Mörder wird zu einem zentralen Punkt in der Handlung.
Die Handlung bietet einige Überraschungen und Wendungen. Auch die Auflösung ist nicht vorhersehbar. Jedoch hat die Geschichte immer wieder einige Längen und ist nicht so spannend, wie es der Klappentext suggeriert.

Dennoch verdiente 4 von 5 Herzen 

Als Luca verschwand von Petra Hammesfahr

Als Luca verschwand von Petra Hammesfahr 

Die junge Mel ist im Drogeriemarkt mit der Auswahl eines Lippenstiftes beschäftigt, als ihr kleiner Sohn Luca verschwindet. Hat ihn die merkwürdige Frau vor dem Schaufenster, die Lucas Bruder einen Lolli schenkte, aus dem Kinderwagen genommen? Warum ließ Mel ihr Baby an einem eisigen Januartag im Wagen draußen vor dem Laden stehen? Oder hatte sie Luca gar nicht dabei? Ein heikler Fall für Kommissar Klinkhammer, denn er kennt die Familie gut und weiß, dass es in Mels Ehe nicht zum Besten steht. Aber gibt es einen Zusammenhang zwischen Lucas Verschwinden und den Problemen der Eltern? Eine Familientragödie nimmt ihren Lauf. Und mit jeder Stunde, die vergeht, wird es unwahrscheinlicher, dass Luca überlebt......


Leider enttäuscht mich dieses Buch sehr, weshalb ich lange eine Rezension aufgeschoben habe. 
Kindesentführungen sind immer wieder ein gern gewähltes Thema für einen stabilen Krimi, aber leider gerät die Mutter in diesem Buch sofort unter verdacht..... außerdem werden völlig  handlungsferne Details geschildert, die einfach nicht ins Buch passen.

Der Schreibstil was langatmig und erst ab der Hälfte nimmt das Buch ein wenig an Fahrt auf. Leider etwas zu spät..... ich habe es tatsächlich abgebrochen. 

Das Versprechen der Wüste von Katherine Webb

Das Versprechen der Wüste von Katherine Webb

Als treuer Fan von Kathrin Webb habe ich bereits viele Bücher von ihr gelesen. 

Dieses Mal entführt sie uns nicht nach England, sondern in den geheimnisumwobenen Oman. Die Handlung spielt auf zwei Zweitebenen, was ich bei solchen Büchern besonders mag. Ab 1909 begleiten wir die Forscherin Maude Vickery, die als erste weiße Frau den Oman erkundete. Auf der zweiten Zeitebene ab 1958 erleben wir alles ringsum Joan Seabrook, die ein großer Fan von Maude Vickery ist, hat sie doch schließlich alles von dieser beeindruckenden Frau gelesen, nein sogar regelrecht verschlungen. Wird die Begegnung mit der Forscherin für Joan ein einschneidendes Erlebnis sein?

Der Leser wird auf eine wirklich schöne orientalische Reise mitgenommen und taucht in ein Land ein, mal ganz anders als in ihren Werken die in England spielten. 
Die Geschichte entfaltet sich in zwei Erzählsträngen. Die Leser folgen Joans Reise von England in den Oman, sie bildet die umfangreiche Haupthandlung. Aus der Perspektive der jungen Frau wird erzählt, was sie erlebt, denkt und fühlt. Man erfährt ihre Familiengeschichte, ihren Plänen und die Entwicklung, die sie im Oman durchläuft. Gleichzeitig dient dies als Rahmen für den zweiten Erzählstrang, der Maude in den Fokus stellt. Eingeschobene Kapitel erzählen aus Maudes Sicht die Geschehnisse, die fünfzig Jahre vorher ihr Schicksal geformt haben. Dadurch gewinnen die Leser Wissensvorsprung vor Joan, die nur sehr allmählich mehr vom Leben ihres großen Vorbild erfährt. Natürlich sind beide Handlungsstränge miteinander verknüpft.

Es handelt sich um einen sehr schönen bildhaften historischen Roman, der einem lange im Gedächtnis bleibt und mal in noch unbekannte historische Welten eintaucht. 

Grandios!!!! 5 Herzen