Sonntag, 17. März 2019

Was ist der Mensch?: Störungen des Gehirns und was sie über die menschliche Natur verraten

Was ist der Mensch?: Störungen des Gehirns und was sie über die menschliche Natur verraten - Eric Kandel 


Inhalt:
Was heißt es, Mensch zu sein?
Nobelpreisträger Eric Kandel über die Grundlagen unserer Identität

Was genau geschieht, wenn unser Gehirn nicht mehr „normal“ funktioniert? Wenn es in Unordnung geraten ist, durch Störungen oder Krankheiten wie Alzheimer, Depression oder posttraumatischen Stress? Eric Kandel, einer der weltweit führenden Experten der Gehirn- und Gedächtnisforschung, hat sich in seiner Arbeit immer wieder mit der Frage beschäftigt, inwiefern komplexe menschliche Verhaltensweisen biologische Ursachen haben. In seinem neuen Buch zeigt er an vielen Beispielen, von Angstzuständen bis zur Schizophrenie, von Sucht bis Bipolarität, wie sehr biologische Prozesse unsere Identität prägen. Denn gerade die Störungen, die Abweichungen und Anomalien machen auf beeindruckende Weise sichtbar, was es heißt, Mensch zu sein.



Meine Meinung:


Ein Sachbuch was durch erklärende Bilder, sachlich geschilderte Prozesse im Gehirn und einfache Sprache- verknüpft mit wissenschaftlichen Erklärungen besticht. Selten habe ich ein so interessantes und gleichzeitig gut formuliertes Sachbuch zum Thema Hirn und Störungsbilder des Menschen gelesen. Berufsbedingt beschäftige ich mich mit dieser Thematik und muss sagen ich werde Kandel meinen Kollegen empfehlen.
Kandel erklärt unheimlich interessant und dennoch gut verständlich die Genetik und den Zusammenhang von wissenschaftlichen neuen Erkenntnissen mit Störungsbildern des Menschen.
Besonders treffend fand ich seine Beschreibungen, die aus dem Leben gegriffen sind und auf seinem Erfahrungsschatz beruhen. 
Er weiß zu lehren und den Leser/die Leserin bei der Stange zu halten. Indem er einige (eher bekannte) Krankheiten, wie Autismus, bipolare Störung, Depression, Schizophrenie, Demenz, Parkinson und Huntington beschreibt, zeigt er dem Leser, wie Forschung funktioniert. Er weckt das Interesse des Lesers und erklärt eindrucksvoll Zusammenhänge, die man zwar schon mal kurz gelesen oder gehört hat, jedoch tiefer, verständlicher und wesentlich bleibender.

Die Frauen von Troja-Töchter des Meeres

Die Frauen von Troja-Töchter des Meeres - Emily Hauser 

Inhalt:
Vor dreitausend Jahren tobte ein Krieg, der die damalige Welt in ihren Grundfesten erschütterte: Der Trojanische Krieg hat viele Helden hervorgebracht. Hier erzählen die Frauen von Troja die Legende aus ihrer Sicht.
Dies ist die Geschichte von Atalante. Das junge selbstbewusste Mädchen ist eine geschickte Jägerin und schnelle Läuferin. Als Mann verkleidet gelingt es ihr, sich Jason und den Argonauten anzuschließen. Gemeinsam mit ihnen begibt sie sich auf eine lange Reise auf der Suche nach dem Goldenen Vlies, dem magische Kräfte nachgesagt werden. Als Jason jedoch hinter Atalantes Täuschung kommt, will er sie töten lassen. Doch Hippomenes rettet Atalante. Fortan sind beide untrennbar miteinander verbunden ...

Meine Meinung:

Ich habe den ersten Band der Reihe gelesen und war einfach so positiv überrascht, dass ich wissen musste wie es weiter geht. 
Normalerweise lese ich eher historische Romane, die sich um die Königshäuser, Kaiser und die Weltkriege drehen, trotzdem konnte das Buch mich packen und in seinen Bann ziehen. 
Atalanta ist die Protagonistin dieses Buches. Sie ist anders als die Frauen aus dem ersten Band - was mich beeindruckt hat, denn sie ist mutig und kämpft und nimmt ihr Schicksal in die Hand. 
Sie sollte auf einem Berg als Opfer sterben, doch alles kam anders und sie wurde eine wunderbar mutige Frau, die ihre Wurzeln sucht und auf eine abenteuerliche Reise geht. 
Emily Hauser schafft es die Welt von damals aufleben zu lassen und der Leser taucht völlig ab. Er fühlt und fiebert mit Atalanta und ist ihr nah. Die wunderbar bildhaften und unglaublich authentischen Beschreibungen erleichtern es sich in diese Zeit hineinzuversetzen, die uns so gar nicht mehr vertraut ist. Ihr Schreibstil ist fesselnd, packend, bildhaft und klar. 
Gerade für Leser, die Angst vor alten Schriften oder verworrenen historischen Romanen haben ist dieses Buch sehr zu empfehlen. Ich bin sehr auf den dritten Band dieser Reihe gespannt. 

Gewünscht hätte ich mir etwas mehr über die Mythologie und die Göttersagen zu erfahren. 

Neujahr von Juli Zeh

Neujahr von Juli Zeh 


Inhalt:
Lanzarote, am Neujahrsmorgen: Henning sitzt auf dem Fahrrad und will den Steilaufstieg nach Femés bezwingen. Seine Ausrüstung ist miserabel, das Rad zu schwer, Proviant nicht vorhanden. Während er gegen Wind und Steigung kämpft, lässt er seine Lebenssituation Revue passsieren. Eigentlich ist alles in bester Ordnung. Er hat zwei gesunde Kinder und einen passablen Job. Mit seiner Frau Theresa praktiziert er ein modernes, aufgeklärtes Familienmodell, bei dem sich die Eheleute in gleichem Maße um die Familie kümmern. Aber Henning geht es schlecht. Er lebt in einem Zustand permanenter Überforderung. Familienernährer, Ehemann, Vater – in keiner Rolle findet er sich wieder. Seit Geburt seiner Tochter leidet er unter Angstzuständen und Panikattacken, die ihn regelmäßig heimsuchen wie ein Dämon. Als Henning schließlich völlig erschöpft den Pass erreicht, trifft ihn die Erkenntnis wie ein Schlag: Er war als Kind schon einmal hier in Femés. Damals hatte sich etwas Schreckliches zugetragen - etwas so Schreckliches, dass er es bis heute verdrängt hat, weggesperrt irgendwo in den Tiefen seines Wesens. Jetzt aber stürzen die Erinnerungen auf ihn ein, und er begreift: Was seinerzeit geschah, verfolgt ihn bis heute.

Meine Meinung:
Juli Zeh hat wie immer einen gewaltigen Roman geschrieben. Sie schildert Kindheitstraumata, die Einfluss auf das Erwachsenenleben und die Psyche des Menschen. Dabei verflechtet sie die menschlichen Abgründe, Macht, Hilflosigkeit, psychische Krankheit und die Gesellschaftsform eindrucksvoll und schildert die Nöte und Ängste vieler Menschen in unserem gesellschaftlichen Hamsterrad.  Immer höher, schneller, weiter, besser als alle Anderen, doch zu welchem Preis? Das schildert Juli Zeh eindrucksvoll und zugleich tief berührend, nicht zuletzt durch ihren grandiosen Schreibstil und die klar beschriebenen Protagonisten.
Letztendlich besinnt sie den Leser dazu auf seine eigene psychische Gesundheit zu achten und achtsam mit sich selbst umzugehen. 

Eine Meinung zu diesem Buch zu schreiben, die nichts vom Inhalt verrät ist schwer. Ich kann so viel sagen: Das Buch regt zum Nachdenken an und bleibt unheimlich lange im Kopf des Lesers. Es ist durchaus keine leichte Lektüre und sollte nur von Menschen gelesen werden, die sich nicht gerade in einer psychischen Krise befinden. Es ist unheimlich verstörend und zeitgleich außergewöhnlich. Juli Zeh trifft ein brisantes Thema und beschreibt es dermaßen treffend. Einfach ein Buch, was nachhaltig wirkt.