May B. Aweley aka Katharina Deffland
Danke, dass Du Zeit gefunden hast und Dir von mir Löcher in den Bauch fragen lässt. Es ist mir eine ganz besondere Ehre, da Du ( wie Du glaube ich weißt) mit Abstand meine liebste Indie-Autorin bist. Vielen Dank!!!
1. Wie bist Du zum
Schreiben gekommen?
"Buchstaben habe ich
schon immer geliebt. Zunächst war das Lesen meine Passion, dann die
ersten Gedichte, eine Schülerzeitung … Und dann verloren wir uns
aus den Augen - meine Leidenschaft und ich, weil die Zeit gekommen
war, erwachsen zu werden und eineFamilie zu gründen. Bis… Bis ich
auf einer Mutter-Kind-Kur Frauen traf, die sich abends über ihre
Schwiegermütter beklagt haben. Ich nahm einen Notizblock und schrieb
die Geschichten zunächst für mich auf. Weil sie so witzig waren. Zu
Hause wollte ich nur ein paar davon einfach so am PC abschreiben.
Ich schrieb … und
schrieb … und schrieb … Und selbst heute, nach meinem
mittlerweile fünften Buch, kann ich nicht mehr mit dem Schreiben
aufhören …"
( Und ich bin froh, dass Du nicht aufhören kannst!!!! Ich liebe Deine Bücher!!!)
2. Wie hat sich Dein
Leben durch das Schreiben gerändert?
"Es wurde reicher.
Zum ersten Mal in meinem Leben kann ich aktiv in meine Fantasiewelt
einsteigen. In meinen Büchern bin ich diejenige Person, die den
Protagonisten das Leben einhaucht. Ich habe einen Weg gefunden, meine
Fantasie in Sprache zu übersetzen und damit die Menschen irgendwie
zu erreichen. Manche Leser mögen meine Welt, andere vielleicht
nicht, was vollkommen legitim ist. Sobald sich der Leser auf ein
Abenteuer mit mir einlässt, macht es mich glücklich. In meinem
realen Leben hat sich auch einiges geändert. Mittlerweile gehört
das Schreiben zu meinem Leben wie das Atmen. Die meiste Zeit
verbringe ich mit Schreiben, Lesen, Korrigieren, was sich
anschließend im Verhalten meiner Kinder spiegelt. Spätestens wenn
ich meinen Wohnungsschlüssel suche, wissen meine Liebsten, dass ich
im Aufbau eines neuen Buches stecke. Das bedeutet, dass der Schlüssel
mit hoher Wahrscheinlichkeit im Kühlschrank liegt. Das Schreiben
lässt aber eine wichtige Tür zufallen, was sehr bedauerlich ist:
das Lesen von Büchern anderer Autoren wird "technisch".
Beim Lesen überlege ich, wie der Autor einen Aspekt "gelöst"
hat? Wie er die Spannung aufbaut? Welche Sprache er benutzt
(einfache, komplizierte Sätze etc.)? Manchmal bleibt dadurch das
Lesevergnügen auf der Strecke. Das ist vielleicht der einzige
Aspekt, der bei meinem Job tatsächlich weniger angenehm ist … "
3. Welche Genre
deckst Du ab?
"Mein erstes Buch war
eher etwas Lustiges (Katharina Deffland: "Beziehungsweise").
Dann folgte eine Kurzgeschichtensammlung, die mein absoluter Favorit
ist (Katharina Deffland & Michael Kunz: "Achterbahn der
Gefühle"). Ansiedeln würde ich sie im Bereich: Drama. Damals
sagte ich, dass Thriller ein Genre wäre, das eine absolute
Herausforderung an den Autor stellt. Und ich habe Recht behalten. Es
ist eine große Herausforderung, darum werde ich in diesem Bereich
wohl bleiben. Meine Bücher veröffentliche ich unter dem Pseudonym
May B. Aweley und die Titel lauten: "Puppenbraut",
"Existenzlos" und "Der Angstheiler". Am vierten
Buch dieser Reihe arbeite ich gerade. Alle meine Bücher sind bisher
ausschließlich bei Amazon als eBook und Taschenbuch erschienen."
4. Hast Du ein
Lieblingsbuch von dir selbst? Wenn ja welches und warum?
"Ich kenne keinen
Autor, der seine Bücher nicht liebt. Es steckt jede Menge Arbeit
darin. Es ist vielleicht vergleichbar mit einem Rosengarten. Dabei
ist jedes Buch zunächst ein zarter, mickriger Setzling, der sich zu
einer prächtigen Blume entwickelt. Meine "Rosen" sind für
mich alle wunderschön. Dennoch gibt es eine, die ich deshalb so mag,
weil sie im Schatten aller meiner "Rosen" steht. Warum?
Weil sie etwas ganz Besonders für besondere Leser ist. Es handelt
sich um das Kurzgeschichtenbuch "Achterbahn der Gefühle".
Kurzgeschichten ohne offensichtliches Happy End sind leider nur bei
wenigen Lesern begehrt. Daher bekam dieses Buch – meiner Meinung
nach - bisher auch nicht so viel Aufmerksamkeit, wie es verdient
hätte."
5. Woher hast du die
Ideen zu deinen Büchern?
"Die Ideen zu meinen
Büchern lauern überall. Beim Einkaufen, im Internet, in den
Nachrichten, in den Gesprächen mit Freunden. Meistens interessieren
mich bestimmte Themen, wie zum Beispiel das Thema: Angst. Dann
recherchiere ich zu diesen Themen und so entsteht eine Geschichte, in
die ich mein neu erworbenes Wissen einschließe."
6. Wo schreibst Du und
wie sieht deine Kreativschmiede aus?
"Meine Bücher
entstehen grundsätzlich an meinem Schreibtisch und am liebsten in
absoluter Ruhe. Die Recherche kann dagegen überall und zur jeder
Zeit passieren, da ich beim Lesen die Welt um mich herum vollkommen
abschalten kann. Aber das Wichtigste bei der Arbeit sind meine
Notizbücher, in die ich mein gesamtes, neu erworbenes Wissen
reinschreibe. Dieses Wissen ist nach Themen geordnet, damit ich
jederzeit darauf Zugriff habe. Was meine Notizen betrifft bin ich ein
Ordnungsfanatiker."
7. Wie lange schreibst
Du an einem Buch?
"Ungefähr acht
Monate benötige ich, um ein neues Buch zu schreiben. Das Schreiben
an sich ist dabei relativ kurz; die meiste Zeit verbringe ich bei der
Recherche, Korrektur, Betreuung weiterer Bücher wobei ich mit meinen
Schreibpausen sehr großzügig bin. Kreativität mag keinen
Zeitdruck."
8. Wie bereitest Du
dich darauf vor?
"Meistens weiß ich
bereits in der Mitte meines laufenden Projektes, worum es im nächsten
gehen soll. Wenn wir "Der Angstheiler" beispielweise
nehmen, habe ich im Vorfeld alle möglichen Informationen zum Thema:
Ängste und Phobien gesammelt. Es waren Artikel aus dem Internet,
Bücher, Fachartikel, Dissertationen etc.. Da ich meistens noch
weitere Informationen brauchte, wie über psychische Erkrankungen,
habe ich auch diese gesammelt. Schließlich sollen meine
Protagonisten authentisch reagieren. Fallen mir im Laufe meiner
Recherchen weitere Fragen ein, so suche ich mir meine
Fachspezialisten und diskutiere darüber. Zum Glück habe ich von der
psychologischen Seite viel Unterstützung in der Familie. Manchmal
bespreche ich noch kurz den Plot mit engen Freunden, die nicht als
sog. Betaleser (=Erstleser) fungieren. Meine Betaleser sollen
vollkommen unvoreingenommen an das Buch herantreten. Und schon sind
3-4 Monate meiner Schreibarbeit um, ohne einen Tastenschlag gemacht
zu haben. Erst wenn mein Plot im Notizbuch steht, alle Personen
skizziert sind, kann ich mit dem Verfassen anfangen. Ab da ist das
Schreiben eher eine Routinetätigkeit. Es sei denn, dass mir meine
Protagonisten einen Streich spielen und von meinem Plot abweichen."
9. Haben die Namen
deiner Protagonisten eine besondere Bedeutung für Dich? Wie wählst
Du sie aus?
"Meine FBI-Einheit,
die ich bereits aufgebaut habe, ist mir mit den Namen so vertraut,
wie für andere Menschen enge Freunde. Selbst bei meinem schwachen
Namensgedächtnis habe ich sie vor Augen. Die neuen Charaktere
bekommen englische Namen, weil meine Bücher in New York angesiedelt
sind. Die Namen der Charakter wähle ich dabei danach, welche Gefühle
sie bei mir erzeugen. Vielleicht kenne ich einen Scott? Oder einen
Schauspieler mit diesem Namen ist mir bereits begegnet und wurde im
Unterbewussten positiv abgespeichert? Manchmal schaue ich mir in den
Suchmaschinen die Gesichter der Menschen zu bestimmten Namen oder
Vornamen an. Irgendwie so geht es. Manche Namen wähle ich nach der
tierischen Methode. Zum Beispiel werden bei Katzen Namen, die mehrere
Vokale enthalten, eher positiver aufgenommen."
10 . Wirst Du in der
Zukunft auch in anderen Genres Bücher schreiben?
"Wenn ich etwas im
Laufe meines Lebens gelernt habe, ist es, dass nichts unmöglich ist.
Auch wenn es zu diesem Zeitpunkt nicht vorgesehen war."
11. Gibt es Pläne zu
einem nächsten Buch? Kannst Du uns etwas darüber verraten?
"Das nächste Buch
steht quasi in den Startlöchern. Ich habe eine grobe Vorstellung,
doch es ist so, als würde ich (als Brillenträgerin) ohne Sehhilfe
beim Augenarzt die kleinsten Buchstaben sehen wollen. Es ist
schlichtweg unmöglich! Erst, wenn ich meine Brille bekomme (sprich
wenn mein Plot, also Aufbau der Geschichte, im Detail steht), sehe
ich plötzlich von Seite zu Seite schärfer. Diesmal setze ich die
Liebesgeschichte zwischen Angel Davis und meinem geliebten
Protagonisten Scott Goodwin fort, weil mich selbst interessiert, was
aus den beiden wird. Selbst das nachfolgende Buch bekommt bereits
langsam Umrisse."
( Ich bin schon ganz gespannt auf dieses wunderbare Buch. Bisher durfte ich alle drei Geschichten um und mit Angel und Scott verfolgen. So eine Wendung bringt unerwarteten Schwung rein.)
12. Wie reagierst Du auf
Rezensionen? Liest Du sie? Warum sind sie Dir wichtig?
"Ich lese jede
Rezension gründlich. In den Rezensionen meiner Leser befindet sich
ein kostbares Wissen, das töricht wäre, einfach wegzuwerfen. Denn
meine Geschichten entstehen für meine Leser, darum ist es mir
wichtig, zu wissen, was deren Bedürfnisse sind. Ich sauge sie
förmlich in mich auf und versuche ihre Anregungen beim nächsten
Projekt zu berücksichtigen. Jedes neue Buch ist auch ein Lernprozess
für einen Autor. Und konstruktives Feedback ist das Herz eines
Lernprozesses."
13. Warum schreibst Du
unter einem Pseudonym?
"Mein Pseudonym ist
eine Distanz zum Geschriebenen. In "Puppenbraut"
beispielsweise springe ich in den Kopf eines psychopathischen
Pädophilen, der ein Kind entführt. Das ist das krasse Gegenteil
dazu, was ich wirklich bin: eine liebende Mutter, die ihre Ängste um
ihre Kinder in den Büchern verarbeitet. Dass es aber die Leser
genauso sähen, wenn sie meinen Namen kennen würden, möchte ich
bezweifeln. Ich habe nicht das Recht, meine Kinder zu zwingen, sich
für meine Arbeit rechtfertigen zu müssen. Mein Pseudonym ist kein
richtiger Name. Es besteht aus dem Vornamen May, das mir sehr am
Herzen liegt. B. für "Brooke" ist lediglich ein Wortspiel
zum Wort "maybe". "Aweley" habe ich vom
englischen Wort "awe" abgeleitet (was so viel heißen soll,
wie: Furcht, Scheu) und um eine für amerikanische Namen typische
Nachnamenendung ergänzt. Somit ist mein Pseudonym eher ein
Wortspiel."
14. Warum
veröffentlichst Du durch Selfpublishing?
"Auch ich gehöre zu
den sog. Indie-Autoren oder Selfpublishern. Das Wort "Indie"
hat seinen Ursprung in der englischen Sprache und bezeichnet
selbstpublizierende Autoren ("independent"), die sich um
den Vertrieb ihrer Werke selbständig kümmern.
Wir schreiben unsere
Werke, übernehmen die Vermarktung, das Lektorat und das "Buchkleid"
- also das Cover. Natürlich müssen auch unsere Werke entweder in
elektronischer Form (als sog. eBook) oder als Print-Ausgabe (also das
gewohnte Buch) angeboten werden.
Zum Beispiel erfolgt
der Vertrieb meiner Werke über die Plattform Amazon. Jedes physische
Buch, was nachher (m-)ein Regal schmückt, wird extra für meinen
Leser (und für mich) gedruckt. Einige meiner KollegInnen nehmen auch
andere Anbieter als Amazon in Anspruch.
Wir, die
Indie-Autoren, gestalten die Preise und die Rabatt-Aktionen rund um
unsere Werke selbst. Wer ein solches Buch öffnet, bekommt ein
Produkt, welches vom ersten bis zum letzten Schritt vom Autor selbst
(anders als beim Verlag) gestaltet wurde."
15. Wie sieht ein
typischer Tag in deinem Leben aus?
"Mein Alltag ist eher
langweilig. Aufstehen, Familie versorgen und verabschieden (Schule,
Arbeit) und schreiben, werben, mit anderen Autoren kommunizieren.
Zwischendurch nehme ich mir mentale Pausen, um mich meiner Familie zu
widmen, Freunde zu treffen, oder um Sport zu treiben. Das
Spannend-Andere läuft in meinen Büchern ab."
16. Was war dein
komischstes, lustigstes, speziellstes Erlebnis als Autorin?
"Mein schönstes
Erlebnis als Autorin war die diesjährige Buchmesse 2015.
Normalerweise ist meine Arbeitswelt klein. Den Kontakt zu anderen
Autoren habe ich sehr selten, weil wir so verstreut leben. Ebenfalls
wenig Kontakt habe ich zu meinen Lesern, die ich über die
Rezensionen oder dergleichen "zu sehen" bekomme. Ich kann
die Leser als Zahlen auf meiner Abrechnung sehen, doch die Gesichter,
den Charakter sehe ich daran nicht. Als ich nun durch die Messe
schlenderte (mit meinem Werbe-T-Shirt), kamen plötzlich ganz viele
Kollegen und Leser auf mich zu, die mich umarmt haben und mit denen
ich plötzlich sprechen konnte. Das war das schönste Erlebnis, das
ich bisher als Autorin erlebt habe. "
17. Gibt es ein
besonders schönes/skurriles/lustiges Erlebnis das du als Autorin
hattest?
"Wie schon erwähnt
bin ich beim Aufbau der Bücher besonders schusselig. Dann vergesse
ich schon mal alles Mögliche, wenn ich mir nicht sofort einen Zettel
schreibe. Genau in diesen Phasen achte ich darauf sehr stark. Aber
ganz lustig fand ich eine Rezension zu meinem Buch. Ich glaube, es
war zu "Puppenbraut". Da schrieb die Rezensentin: "Habe
ihn am Strand gelesen und vergessen, ins Meer zu gehen." Es war
das wärmste Erlebnis in meiner Bauchgegend. Also geht es nicht nur
mir so."
18. Warum ist Autorin
für Dich ein Traumberuf?
"Ist es mein Traumberuf? Ich weiß es nicht. Es ist eher ein Fluch -
aber im positiven Sinne … Ich habe irgendwann angefangen und kann
nicht mehr aufhören. Vielleicht wäre ich lieber eine FBI-Agentin,
doch dafür ist es zu spät. Mein Kopf ist voll mit Ideen und
Buchstaben. Vielleicht definiert man aber genau auf diese Weise
seinen Traumberuf? Ich stelle die Frage bitte für die Zukunft
zurück, wenn endlich mein Kopf frei von Ideen ist. Ganz, ganz weit
in die Zukunft."
19. Hast Du Tipps für
junge Autoren?
"Wenn ich das Wort
"junge Autoren" höre, bekomme ich ein leichtes Kribbeln.
Es ist Freude darüber, dass in der heutigen Zeit die Bücher nicht
von Apps & Co. erstickt werden. Denn Bücher sind das größte
Erbe, das wir unseren Nachgenerationen übergeben können. Ich habe
so einige Tipps … Zum Schreiben: habt einfach Mut! Vielleicht ist
nicht das erste Buch das erfolgreiche … Egal! Schreibt, schreibt,
schreibt! Papier ist geduldig. Zum Publizieren: sucht Euch
Schreibgruppen über Internetforen, die Euch behilflich sein können.
Meine beste Erfahrung habe ich mit Facebook gemacht. Und noch ein
wichtiger Tipp. Es gibt Verlage, die sich so zu nennen wagen, die
eine Art Vorschuss vom Autor verlangen. Hände weg davon! Die goldene
Regel heißt: "Das Geld fließt IMMER vom Verlag zum Autor und
NIEMALS umgekehrt."
Vielen Dank für das
tolle Gespräch. Es hat mir ganz viel Freude bereitet, mich all den
tollen Fragen zu stellen und ich freue mich bereits darauf, wenn wir
uns in meinen Büchern begegnen. Also sage ich nur bis bald …
May B. Aweley.
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